Am 30. März 2025 ist die bedeutende österreichische Autorin Barbara Frischmuth gestorben.
Erstmals zu Gast in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur war die damals 27-jährige am 26. März 1968. Ein Jahr später, am 11. Dezember 1969, präsentierte sie im Palais Pálffy, das für große Veranstaltungen angemietet wurde, ihr furioses Debüt: »Die Klosterschule«.
In ihrem Text »Zeiten der Vergangenheit« erinnerte sich Frischmuth nicht nur an ihre eigenen ÖGfL-Auftritte, sondern auch an Besuche von anderen Lesungen. Teilweise in Begleitung von Kolleg*innen, etwa mit Ernst Jandl, Gert Jonke, Friederike Mayröcker oder Reinhard Prießnitz:
Dass wir uns oft in der ÖGfL trafen, um den Lesenden zuzuhören oder selbst zu lesen, war sozusagen selbstverständlich. Den größten Eindruck machte damals Elias Canetti (mit dem ich mich später auch öfter privat getroffen habe) auf mich, nicht nur seiner Literatur, sondern auch der Art wegen, in der er las, großartig las.
Dennoch kamen wir nicht nur der Lesungen wegen, wir freuten uns schon darauf, uns auch mit denen, die da lasen, auszutauschen, und immer wieder neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Nachdem das Publikum gegangen war, fing dann für uns mit einem Glas Wein und einem Salzstangerl der zweite, nicht minder wichtige Teil des Abends an. Damit will ich jetzt keine Nostalgie wecken, aber wir hatten einfach zu wenig Geld, um uns ständig in Kaffee- und Wirtshäusern zu treffen, darum nahmen wir diese Lesungsausklänge auch gerne an. In diesen sechziger und siebziger Jahren hat man sich, soweit ich mich erinnere, ohnehin viel öfter getroffen, um mit jenen, die man zu schätzen wusste, zu diskutieren.
Barbara Frischmuth: »Zeiten der Vergangenheit« (In: »In guter literarischer Gesellschaft«, Edition Atelier, 2024)
Im Dezember 2016 fand anlässlich ihres 75. Geburtstags ein Fest für Barbara Frischmuth in der Literaturgesellschaft statt, in dessen Rahmen ihr der von Anna Babka und Peter Clar herausgegebene Sammelband »Im Liegen ist der Horizont immer so weit weg. Grenzüberschreitungen in Barbara Frischmuths Werk« überreicht wurde.
Am 20. Jänner 2022 trat Barbara Frischmuth gemeinsam mit Achim Benning zum letzten Mal in der Literaturgesellschaft auf, die beiden sprachen über ihre Erinnerungen an Auftritte und Begegnungen in der ÖGfL. Zu diesem Anlass las Frischmuth nach über 50 Jahren wieder Auszüge aus »Der Klosterschule«.
Das Gespräch und die Lesung sind (ab 1:26:00) auf YouTube unter folgendem Link zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=kDwu1zX8lsA
Insgesamt war die Schriftstellerin 24-mal zu Gast in der ÖGfL.
Frischmuths Text »Zeiten der Vergangenheit« befindet sich in »In guter literarischer Gesellschaft. 60 Jahre Österreichische Gesellschaft für Literatur« (Wien: Edition Atelier 2024).
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(c) IMAGNO/Otto Breicha, 1968 -
Barbara Frischmuth bei ihrem Geburtstagsfest in der ÖGfL im Dezember 2016: ©ÖGfL -
Barbara Frischmuth: © ÖGfL