In der Gesprächsreihe ›Werk.Gänge‹ unternehmen Brigitte Schwens-Harrant und ihre Gäste eine Reise durch deren literarisches Werk, wobei meist drei Bücher – der Debutroman, ein Werk aus der Mitte des literarischen Schaffens sowie eines der jüngsten Werke – im Fokus stehen.
Gestern Abend zu Gast war Anna Baar, die 2022 mit dem ›Großen Österreichischen Staatspreis‹ ausgezeichnet wurde. Wie die Autorin im Gespräch erzählte, stelle der Preis, dessen man sich als Ausgezeichnete stetig als würdig erweisen müsse, für sie in gewisser Weise auch eine Bürde dar. Im Gegensatz dazu war sie zu Beginn ihrer literarischen Karriere mit anderen Schwierigkeiten konfrontiert: mit der Scheu, mit den eigenen literarischen Texten an die Öffentlichkeit zu gehen. 2015 erschien schließlich Anna Baars Debutroman »Die Farbe des Granatapfels«, welcher an ihre eigene Lebensrealität anschramme, ohne dass jedoch das erzählende Ich mit der Autorin verwechselt werden dürfe. Sprachermächtigung und Machtlosigkeit sind wichtige Themen des Romans, und auch Anna Baar selbst wolle sich, so die Autorin, Sprache nicht wieder wegnehmen lassen, sei es im Serbo-Kroatischen oder im Deutschen.
Den Roman »Nil« (2021) bezeichnet Anna Baar, die sich nicht auf autobiografisch geprägtes Schreiben festnageln lassen wollte, als »trotzigen Versuch, etwas ganz anderes zu machen«. Nicht nur spiele das labyrinthische Buch mit dem Begriff der Biografik, indem sich bewahrheitet, was geschrieben wird, sondern auch mit den Erwartungen der Leser*innen, denen immer wieder der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Was machen Erfahrungen mit uns? Welche Rolle spielt Geschlecht? Wie gehen wir um mit dem Fremden in uns?, sind nur einige der vielen Fragen, die in dem Buch thematisiert werden.
Im Gegensatz zu den literarischen Werken, in denen Anna Baar politische Anliegen nur zwischen den Zeilen anspricht, positioniert sie sich in ihren Reden deutlich gegen konkrete Missstände. Es sei ihr, so Anna Baar im Gespräch über den Erzählband »Divân mit Schonbezug« (2022), in dem einige Reden versammelt sind, ein Bedürfnis, sich zu äußern.
Gespräch und Moderation: Brigitte Schwens-Harrant
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 23. Februar 2024
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Anna Baar, Brigitte Schwens-Harrant: ©ÖGfL -
Brigitte Schwens-Harrant: ©ÖGfL -
Anna Baar: ©ÖGfL -
Anna Baar, Brigitte Schwens-Harrant: ©ÖGfL -
Büchertisch: ©ÖGfL