Trotz der winterlichen Wetterbedingungen standen gestern Abend Neuerscheinungen aus dem Frühjahr auf dem Programm: Zu Gast waren die beiden Autorinnen Nikoletta Kiss und Christina Maria Landerl mit ihren unlängst erschienenen Büchern.
Als Erste war Nikoletta Kiss an der Reihe, die den Roman »Rückkehr nach Budapest« (Insel Verlag) präsentierte. Die in Ungarn geborene und in der DDR aufgewachsene Autorin, deren heutiger Lebensmittelpunkt in Wien ist, umspinnt in ihrem vielschichtigen Roman jene drei Städte, die sie selbst geprägt haben: Budapest, Ostberlin und Wien. Sie sind neben dem Balaton, wo Kiss‘ Protagonistin Márta aufwächst, die Handlungschauplätze des Romans, der großteils in den 80er Jahren angesiedelt ist und persönliche Konflikte wie Freundschaft und erste Liebe der gerade volljährig gewordenen Figuren mit Einblicken in die politische Lage der Zeit verknüpft. Ein in »Rückkehr nach Budapest« wichtiges Thema, auf das Nikoletta Kiss und die Moderatorin des Abends Ursula Ebel auch im Gespräch eingehen, sind die Unterschiede zwischen der Form des Sozialismus in Ungarn und in der DDR. Der Sozialismus in Ungarn sei, so die Autorin, von größerer Offenheit als im »Bruderstaat« gewesen; im Roman wird dies durch die größeren Freiheiten deutlich, die Márta und ihre Cousine im Gegensatz zu den aus der DDR stammenden Figuren genießen.
Im Anschluss stellte Christina Maria Landerl mit »Das Buch Helga« (müry salzmann) ein sehr persönliches Romanprojekt vor, das sich mit der Biografie ihrer eigenen, früh verstorbenen Mutter beschäftigt. »Als eine Art Fotoalbum« bezeichnete Ursula Ebel den vergleichsweise knappen Band, der auf den Recherchen der Autorin, auf Gesprächen mit Jugendfreundinnen der Mutter, Briefen und den wenigen existierenden Fotografien basiert und auf diese Weise (und in der für die Autorin typischen, schnörkellosen Sprache) Blitzlichter im Leben Helgas darstellt. Die Idee zu dem Buch habe sie, so Christina Maria Landerl, schon sehr früh gehabt, frühe Vorstufen des Textes seien schon vor über 10 Jahren entstanden, aber: »Die Zeit war noch nicht reif und ich als Schriftstellerin vielleicht auch noch nicht so weit, mich so einem persönlichen Thema zu widmen.«
Moderation: Ursula Ebel
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 17.3.2025