
Heute vor 46 Jahren starb Fritz Lang in Beverly Hills. Als Filmregisseur und Drehbuchautor nimmt er in unserer Gedenktafelreihe eine kleine Ausnahmeposition ein.
1890 in Wien geboren, ging Fritz Lang nach seinem Schulabschluss nach Paris, um dort eine Karriere als Maler zu beginnen. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges kehrte er als Soldat nach Österreich zurück und begann während mehrerer Lazarettaufenthalte Drehbücher zu schreiben. Bereits 1917 wurde sein erstes Drehbuch »Hochzeit im Exzentrik-Klub« unter der Regie des Österreichers J. May verfilmt. Zwei Jahre später begann er selbst als Regisseur zu arbeiten und schaffte 1921 mit »Der Müde Tod« seinen Durchbruch. Die expressionistische Darstellung erreichte viel Popularität.
Nach seinen berühmten Werken »Die Nibelungen« (1924) – einem 2-teiligen Film, der in seiner Originalfassung 5 Stunden lang dauert – und »Metropolis« (1927) versuchte sich Fritz Lang Anfang der 1930er Jahre erstmals an einem Tonfilm und veröffentlichte mit »M« (1931) eine der ersten deutschen Tonfilmproduktionen.
Immer wieder nahm er in seinen Filmen »das Thema des wahnsinnigen Superverbrechers und kriminellen Genies« (Fritz Lang, Österreichisches Filmarchiv, ÖGfL-Archiv) auf und machte so von unterschiedlichsten Seiten auf sich aufmerksam. Sein Film »Das Testament des Dr. Mabuse« (1933) wurde beispielsweise aufgrund bemerkbarer Bezüge zu Hitler nach dessen Machtergreifung in Deutschland noch vor der Veröffentlichung verboten.
Fritz Lang hatte sich zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits einen so großen Namen gemacht und auch Hitlers engen Vertrauten Joseph Goebbels offenbar so beeindruckt, dass dieser ihm die künstlerische Oberleitung über das deutsche Filmschaffen angeboten haben soll. Nach der Bitte um einen Tag Bedenkzeit emigrierte Lang noch in derselben Nacht nach Frankreich und schließlich in die USA.
In den folgenden Jahren drehte Fritz Lang weitere 22 Filme in den USA, änderte jedoch seine Stilrichtung von expressionistischen zu v.a. realistischen Filmen und konzentrierte sich nun auf Western sowie Kriegs- und Kriminalfilme.
Er starb 1976 nach einer langen und erfolgreichen Filmkarriere in Beverly Hills.
Bereits drei Jahre später stiftete die Literaturgesellschaft gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Filmwissenschaft eine Gedenktafel für Fritz Lang. Am 26. April 1979 wurde sie an seinem ehemaligen Wohnhaus, in dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte, dem Eckhaus Zeltgasse 1/Piaristengasse 28, im 8. Wiener Gemeindebezirk in Anwesenheit von Rundfunk und Fernsehen feierlich enthüllt.
Auch in den USA wurde die Gedenktafel des Filmregisseurs gefeiert. So fand zu diesem Anlass im Österreichischen Generalkonsulat in Südkalifornien eine Feier zu Ehren Fritz Langs statt.
Obwohl ihr Besuch in Wien zuvor in den Medien angekündigt worden war, konnte Fritz Langs Witwe Lily Latté für die Enthüllung der Gedenktafel leider nicht aus den USA anreisen. In einem Brief an den ÖGfL-Mitarbeiter Raoul Blahacek bestätigte sie jedoch, welche Bedeutung das Haus für ihren Gatten gehabt habe:
»Ich bin zu tiefst erfreut, dass Sie sich fuer die Piaristengasse entschieden haben. Dieses Haus war fuer Lang voller Erinnerung. Wie wir 1971 als Gaeste der Stadt Wien in Wien waren, zeigte ermir [sic] das Haus und auch seinen Schulweg. Es war sein erster Besuch nach 50 Jahren. Sein Geburtshaus hat er in den 43 Jahren, die wir zusammen gelebt haben, nie erwaehnt.«
(Lily Latté an Raoul Blahacek, Brief vom 15. April 1979, ÖGfL-Archiv)
Bei dem von Lily Latté erwähnten Besuch in Wien 1971 hatte der Regisseur die ›Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold‹ anlässlich seines 80. Geburtstags erhalten. Er zählt zu den bekanntesten ins Ausland emigrierten österreichischen Filmregisseuren.
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Gedenktafel, Aufnahme Anfang 1990er Jahre © ÖGfL -
Gedenktafel, Aufnahme 2021 © ÖGfL -
Ausschnitt Gedenktafel am Wohnhaus Langs: © Lukas Spreitzer -
Lilly Latte an die ÖGfL, Brief vom 15. April 1979 © ÖGfL