1970, im Jahr des 100. Geburtstags des österreichischen Psychologen und Psychotherapeuten Alfred Adler (1870 – 1937) brachte die Österreichische Gesellschaft für Literatur zusammen mit dem Verein für Individualpsychologie eine Gedenktafel an. Adlers Geburtshaus in der Mariahilferstraße 208 im fünfzehnten Wiener Gemeindebezirk an. Wir freuen uns sehr, Ihnen einen Einblick in ihre Entstehungsgeschichte geben zu können. In diesem Fall verfügt das Archiv der Literaturgesellschaft über eine besonders detaillierte Korrespondenz, woraus wir eine kurze Auswahl präsentieren.
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Technische Daten
»Unter Bezugnahme auf Ihr Schreiben vom 22.ds., Gedenktafel am Geburtshaus von Alfred Adler, Mariahilferstr. 208, 1160 Wien, erlauben wir uns mitzuteilen, daß die Tafel über swm Eingangstor befestigt wurde. Die Größe ist 120 x 80 cm, das Material Leitha-Marmor. Der Text lautet: In diesem Hause wurde der Begründer der Individualpsychologie Alfred Adler am 7. Februar 1870 geboren. Verein für Individualpsychologie / Österreichische Gesellschaft für Literatur.«
(Hella Bronold an Magistratsabteilung 7, Brief vom 29. Oktober 1970, ÖGfL-Archiv)
Kontroversen zur Größe der Tafel
»Auf Ihre Zuschrift vom 3. Juni l.J. möchte ich bemerken, daß ich nie vermutet hätte, daß Sie eine so große Tafel für den weltberühmten Psychologen Alfred Adler anbringen wollen. Was mir so an Tafeln an verschiedenen Wiener Häusern in Erinnerung ist – so auch am Palais Wilczek – ist wohl kaum eine Tafel größer als ca. 60 x 40 cm. Vielleicht ist es aber aus Gründen des goldenen Schnittes oder der Harmonie der Baulinien notwendig, daß die Tafel über dem Haustor ca. 120 x 80 cm groß sein muß. Wir sind also mit der Anbringung einer solchen Tafel einverstanden und nehmen gerne an, daß dadurch der Gesamteindruck des Hauses – wie Sie schreiben – verbessert wird.«
(Josef Nermuth an die Literaturgesellschaft, Brief vom 2. Juli 1970, ÖGfL-Archiv)
Plastikhülle
»[D]ie Alfred Adler-Tafel ist nunmehr endgültig fertiggestellt, die Enthüllung soll am 29. Oktober um 11 Uhr Vormittag stattfinden. Die Firma, die die Tafel verfertigt hat, ist aber vom Wetter abhängig und wird daher die Tafel vielleicht schon im Laufe der nächsten Woche anbringen. Damit man die Inschrift nicht vorzeitig lesen kann, wird eine Plastikfolie darüber befestigt. Ich wäre Ihnen nur sehr dankbar, wenn Sie dafür sorgen könnten, daß am 29. Oktober eine Leiter zur Verfügung haben, damit wir diese Plastikfolie vor der Feier abnehmen können.«
(Hella Bronold an Josef Nermuth, Brief vom 6. Oktober 1970, ÖGfL-Archiv)
Eingeladene Gäste
»Wir möchten Ihnen mitteilen, daß wir am 29. Oktober um 11 Uhr Vormittag eine Gedenktafel Alfred Adlers an seinem Geburtshaus Mariahilferstraße 208 enthüllen werden. Zu dieser Feier haben wir Frau Bundesminister Hertha Firnberg, Frau Veizebürgermeister Gertrude Sandner, sowie verschiedene Persönlichkeiten des Unterrichtsministeriums und des Kulturamts der Stadt Wien und den Herrn Bezirksvorsteher für den 15. Bezirk eingeladen. Weitere Einladungen ergehen auch an verschiedene Journalisten und Wissenschaftler. Die Festansprache hält Herr Univ. Prof. Erwin Ringel. Es ist anzunehmen, daß etwa 40 bis 50 Personen an der Feierstunde teilnehmen werden.«
(Wolfgang Kraus an das Bezirkspolizeikommissariat Schmelz, Brief vom 6. Oktober 1970, ÖGfL-Archiv)
Lärm auf der Straße
»In Anbetracht der Verkehrslage und des Lärms wird die Ansprache vermutlich entweder um die Ecke in der Seitengasse oder im Hof des Hauses abgehalten werden.«
(Wolfgang Kraus an das Bezirkspolizeikommissariat Schmelz, Brief vom 6. Oktober 1970, ÖGfL-Archiv)
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Gedenktafel ©ÖGfL -
Gedenktafel ©ÖGfL -
Gedenktafel ©ÖGfL -
Ausschnitt Gedenktafel © Lukas Spreitzer