›Haymon Her Story‹ – Doris Brehm: »Eine Frau zwischen gestern und morgen«

Gestern, am Welttag des Buches, wurde der erste Band der neuen Buchreihe ›Haymon Her Story‹ in der ÖGfL vorgestellt. Es handelt sich hierbei um den Roman »Eine Frau zwischen gestern und morgen« von Doris Brehm, welcher 1955 einmalig erschien und bis zur Neuerscheinung im Haymon Verlag völlig in Vergessenheit geraten ist.

Die Herausgeberinnen Bettina Balàka und Katharina Prager, die den Roman wiederentdeckten, waren gestern Abend in der ÖGfL eingeladen und unterhielten sich mit Manfred Müller unter anderem über die Ideenfindung, die Recherche und die Entstehung der Reihe sowie über die Autorin Doris Brehm und deren Roman.

Katharina Prager und Bettina Balàka lernten sich anlässlich der Reclam-Neuauflage des Buchs »Die Kaiserstadt« von Paul Zifferer kennen und beschäftigten sich in diesem Kontext auch mit dessen Schwester, Ida Zifferer, die selbst Autorin war, aber deren Schreiben im Vergleich zu ihrem Bruder unbekannt blieb. So entstand die Idee, der Wiederentdeckung in Vergessenheit geratener schreibender Frauen aus dem Donauraum eine ganze Buchreihe zu widmen.

Während sich durch die Historikerin Katharina Prager, der stellvertretenden Direktorin der Wienbibliothek, ein biografischer Zugang zur Thematik eröffnet, bringt die Autorin Bettina Balàka eine zunehmend literarische Perspektive ein, welche den Fokus auf den Roman und seine erzählerische Gestaltung legt.

Der Roman spielt im Jahr 1942 und handelt von der Emanzipationsgeschichte der Protagonistin Gerda. Diese versteckt während des Zweiten Weltkrieges sogenannte ›U-Boote‹ – untergetauchte Jüdinnen und Juden, deren Deportationen bevorstehen. Auf diese Weise lehnt sie sich auch gegen ihren Mann Theo auf, der zunehmend der NS-Ideologie verfällt. 

»Eine Frau zwischen gestern und morgen« verfügt über viele biografische Anklänge der Autorin, die selbst Schriftstellerin, Bibliothekarin und kommunistische Widerstandskämpferin war. Sie organisierte, genauso wie die Protagonistin Gerda, als ›U-Boot-Referentin‹ geheime Unterkünfte für untergetauchte Jüd*innen. 

Themen des Abends waren des Weiteren die Rolle der Frau während des Zweiten Weltkrieges sowie die Bedingungen schreibender Frauen zur damaligen Zeit. Zudem wurde auch die ein oder andere humorvolle und spannende Anekdote über die Autorin erzählt und somit ein tieferer Einblick in das Leben Doris Brehms geliefert, die etwa angeblich in ihrer Kaffeekanne Würstel gekocht haben soll. 

Im Frühjahr 2026 wird der nächste Band der Buchreihe ›Haymon Her Story‹ im Haymon Verlag erscheinen.

Moderation: Manfred Müller

Österreichische Gesellschaft für Literatur, 23.04.2025

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