Montaignes Erben. Über das Schreiben von Essays heute
Gestern Abend durften wir im Rahmen der Buch Wien Nikola Madžirov und Tanja Maljartschuk gemeinsam mit TRADUKI in der Literaturgesellschaft begrüßen.
Im Gespräch mit Katja Gasser erläuterten die beiden Autor*innen ihren Bezug zu Montaigne, der als Begründer der Essayistik gesehen wird, und ihr eigenes Verhältnis zum Schreiben. Tanja Maljartschuk unterbrach nach dem Überfall der Ukraine durch Russland ihre Arbeit an einem Roman und wandte sich dem Verfassen von Essays zu, die für sie eine Öffnung gegenüber der Realität und die einzige Möglichkeit, das Geschehene zu verstehen, darstellten.
In den von ihr gelesenen Texten »Hören« und »Die Krümel der Freiheit« verarbeitet Tanja Maljartschuk ihre Kindheit in der Ukraine und die spürbaren Nachwirkungen des repressiven sowjetischen Regimes sowie den Umgang der ukrainischen Bevölkerung mit der aktuellen Kriegssituation.
Nikola Madžirov, gedolmetscht von Alexander Sitzmann, sprach über den Essay als Konfrontation von persönlicher mit kollektiver Geschichte und die Freiheit, die das Schreiben von Essays bietet. In seinem von Nikolaus Kinsky gelesenenen Text »Ein Gedicht kommt der Stille sehr nah, auch wenn im Hintergrund die Kaffeemaschine einer Bar rattert« reflektiert er das Verhältnis von Stille und Wort bzw. Dichtung.
In der anschließenden Diskussion kamen unter anderem die Rolle des Essays als Übernahme von politischer Verantwortung sowie das Schreiben und der Diskurs über Krieg zur Sprache.
Lesung: Nikolaus Kinsky
Dolmetsch: Alexander Sitzmann
Moderation: Katja Gasser
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 21.11.2024
Die Veranstaltung fand gemeinsam mit TRADUKI im Rahmen der BUCH WIEN 2024 statt.