Gestern Abend stellte Andrea Winkler ihr neues Buch »Mitten im Tag« (Sonderzahl) in der Literaturgesellschaft vor. Nach einer Einführung von Manfred Müller las die Autorin zwei Passagen, im anschließenden spannenden Gespräch ging sie auf ihren Schreibprozess, den Einfluss von Träumen und Reisen auf ihre literarischen Texte und ihre Auffassung von Literatur als Refugium ein.
»Mitten im Tag« ist in zwei Abschnitte, erzählende und essayistische Prosa, gegliedert und umfasst insgesamt zwanzig Texte, die sich mit zentralen Fragen der Literatur beschäftigen. Kommunikation spielt hier eine entscheidende Rolle, wobei Grenzen jedoch oftmals verschwimmen. Das Buch handelt von der Kommunikation zwischen Erzählerin und Lesenden, aber auch um Kommunikation zwischen Figuren in den Texten sowie zwischen Figuren und Erzählerin. Durch das Verwischen dieser Grenzen wird die Erzählerin beispielsweise Teil des Publikums, eine Figur zur Erzählstimme und der Text wie zu einem lebendigen Mobile.
Weitere Themen, die Andrea Winkler anspricht, sind Beobachtungen der Welt, Einsamkeit, Träume, aber auch Bewegung und Stillstand. Beobachtet werden oftmals die kleinen, unscheinbaren Dinge des Lebens, die Lesende in einer Zeit, in der alles viel zu schnell geschieht, daran erinnern, was im Leben wichtig ist. Mit Anspielungen und Zitaten – Märchen und Bibelstellen sind die Leitmotive des Buches – von der Antike bis zur Gegenwart stellt Andrea Winkler Verbindungslinien zwischen verschiedenen Zeiten und Generationen der Schreibenden her. Ihre Literatur ist eine kleine, stille Revolte, sie preist die Einfalt und das kleine Glück als einen sehr radikalen Gegensatz zu rechnerischen Logik der Welt und lässt uns an ihren Lektüren bis ins kleinste Detail teilnehmen.
Moderation: Manfred Müller
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 12.02.2025
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Andrea Winkler ©ÖGfL -
Manfred Müller ©ÖGfL -
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