
Schon zum 30. Mal fand gestern Abend eine Veranstaltung der Reihe ›Werk.Gänge‹ statt, in welcher Brigitte Schwens-Harrant Werkstattgespräche mit Autorinnen und Autoren führt. Zu Gast war Kaśka Bryla, die »zwischen Wien und Warschau« aufgewachsen ist, seit 10 Jahren als Mitherausgeberin der Zeitschrift ›PS Politisch Schreiben‹ fungiert und bislang neben Theaterstücken zwei Romane vorgelegt hat: »Roter Affe« (2020) und »Die Eistaucher« (2022).
Wie ist es möglich, Gerechtigkeit herzustellen? Wie Kaśka Bryla erzählte, sei diese Frage eine, die sie auch aufgrund der Lebensgeschichte ihres Vaters, dessen Kampf im Widerstand gegen das NS-Regime in den verschiedenen politischen Systemen sehr unterschiedlich bewertet wurde, schon lange beschäftige. In beiden Romanen wird von den Figuren versucht, Gerechtigkeit mittels ungerechter Taten zu erzeugen.
Wie im Gespräch deutlich wurde, weisen die beiden Bücher nicht nur thematische, sondern auch formale Ähnlichkeiten auf, denn Kaśka Bryla wechselt zwischen den Zeitebenen, aber auch zwischen den Perspektiven. Der »Rote Affe« sei hier eine gute Übung für die »Eistaucher« gewesen, wo die Herausforderung im Schreiben einer Täterperspektive gelegen habe. Dabei werden die Grenzüberschreitungen der Figuren in beiden Romanen nicht von einer Metaebene eingeordnet und bewertet; die Leser*innen werden selbst, wie auch die Autorin während des künstlerischen Prozesses, mit den Fragestellungen konfrontiert.
Moderation: Brigitte Schwens-Harrant
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 15.10.2024
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Kaśka Bryla © ÖGfL -
Brigitte Schwens-Harrant © ÖGfL