Schon zum 9. Mal fand am letzten Freitag Abend der ›Tag des 18. Jahrhunderts‹ statt, der von der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts (ÖGE18) ausgerichtet wird. Die Moderation übernahmen dieses Jahr die beiden Kunsthistorikerinnen Doris Gruber und Anna Mader-Kratky; für die musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgte die Flötistin, Sängerin und Komponistin Sophie Katharina Schollum auf der Querflöte.
Als diesjähriger Festredner konnte der Kunsthistoriker Paul Schuster, der seit 2022 das Grazer Weltkulturerbe Schloss Eggenberg leitet, gewonnen werden. In seinem Vortrag ›Appartement bei Kerzenlicht – Schloss Eggenberg und das Licht das Barock‹ ging er u.a auf den Aufstieg des Hauses Eggenberg, die architektonische Erweiterung und Veränderung des Schlosses im Laufe der Zeit sowie die Ziele der gegenwärtigen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten der Eggenberger Interiors ein. Kerzenlicht und Beleuchtung der Prunkräume seien, wie er ausführte, Gegenstand der aktuellen Forschung, da Erkenntnisse darüber wesentlich zum Verständnis der historischen Innenräume beitragen.
Weitere Highlights der Veranstaltung waren neben der Begrüßung von neuen Mitgliedern durch Obmann Thomas Wallnig und der Vorstellung der neuen Website durch Marion Romberg die Vorschauen auf zwei neue Publikationen der ÖGE 18:
Lydia Rammerstorfer, Gernot Waldner und Norbert Christian Wolf präsentierten das von ihnen herausgegebene diesjährige Jahrbuch der ÖGE 18, »Wien um 1800. Eine Großstadtkultur im historischen Umbruch« (Böhlau), in welchem die Kultur der Großstadt Wien interdisziplinär in den Blick genommen wird – eine Herangehensweise, die sich für das 19. Jahrhundert etabliert hat, für das 18. Jahrhundert aber bislang noch ein Forschungsdesiderat darstellte. Der umfangreiche Band geht auf eine 2023 abgehaltene Tagung mit demselben Titel zurück und enthält neben einer umfassenden Einleitung Beiträge zu vier Schwerpunktthemen, ›Grundrisse Wiens‹, ›Publizistik und Öffentlichkeit‹, ›Verbindungen und Netzwerke‹ sowie ›Großstadtkultur‹. Daneben sind die üblichen Sektionen eines Jahrbuchs – Rezensionen, Nachrufe – zu finden.
Pavel Himl sprach über seine eben erschienene Publikation »Beobachten, Beschreiben, Gestalten. Die Polizei im Zeitalter der Aufklärung und der Moderne Staat 1770–1820« (Böhlau). Anhand von Reiseberichten aus dem Habsburgerreich wird die Polizei in dem Buch als Gegenstand der zeitgenössischen Reflexion herausgearbeitet sowie ein Bogen zwischen dem aufgeklärten Reformenthousiasmus des letzten Drittels des 18. Jahrhunderts und der postmodernen Kritik am allumfassenden bürokratischen Staat gespannt. Wenngleich die Polizei im 18. Jahrhundert als Sicherheitsinstitution wahrgenommen und positiv konnotiert wurde, gab es auch damals Kritik und Zweifel an der neuen Institution.
Moderation: Doris Gruber, Anna Mader-Kratky
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 29. November 2024
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Sophie Katharina Schollum © ÖGfL -
Thomas Wallnig und Harald Heppner © ÖGfL -
Pavel Himl © ÖGfL -
Anna Mader-Kratky © ÖGfL -
Lydia Rammerstorfer, Norbert Christian Wolf, Gernot Waldner © ÖGfL -
Marion Romberg © ÖGfL -
Paul Schuster © ÖGfL -
Doris Gruber und Anna Mader-Kratky © ÖGfL