Rudolf Henz: »Wohin mit den Scherben?« (Styria)
Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, 14. Februar 1979 (einleitende Worte: Kurt Klinger)
Rudolf Henz (1897-1987), eine der bedeutendsten Personen der österreichischen Kulturszene des 20. Jahrhunderts, war Schriftsteller, Herausgeber und viele Jahre Programmdirektor des ORF.
Nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte Henz bereits 1919 seinen ersten Gedichtband »Lieder eines Heimkehrers«. Nach dem Abschluss seiner Studien der Germanistik und Kunstgeschichte begann er seine berufliche Laufbahn in der katholischen Volksbildung und wurde bereits 1931 Direktor der wissenschaftlichen Abteilung der ›RAVAG‹ – der ersten österreichischen Rundfunkgesellschaft – die bis zur Gründung des ORF im Jahre 1958 bestand.
Seine Zugehörigkeit zum Austrofaschismus wird nicht nur durch seine Beteiligung im Bundeskulturrat von 1934 bis 1938 deutlich, sondern auch durch das Lied »Ihr Jungen schießt die Reihen tot«, dessen Text er im Auftrag von Kurt Schuschnigg verfasst hatte.
Nach dem ›Anschluss‹ aus all seinen Funktionen entlassen, arbeitete er zwischenzeitlich als Restaurator und Glasmaler, bis er 1945 zur ›RAVAG‹ zurückkehrte, die nun unter die Verwaltung der sowjetischen Besatzungsmacht fiel. In seiner Autobiografie »Fügung und Widerstand« (1963) nennt er »als sein vorrangiges Interesse, einen gesamtösterreichischen und von den Besatzungsmächten unabhängigen Rundfunk aufzubauen.«
Jedoch ist nicht nur seine Funktion im Rundfunk, durch die er an der Einführung des Fernsehens in Österreich maßgebend beteiligt war, für die Kulturpolitik der österreichischen Nachkriegszeit von Bedeutung. Er gründete u.a. die ›Katholische Aktion‹, war Mitglied der ›Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur‹, bei der Wiedererrichtung des österreichischen PEN-Clubs beteiligt und ab 1967 Vorsitzender der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur. Zusätzlich gab er sowohl die Literaturzeitschrift ›Dichtung der Gegenwart‹, als auch ab 1955 ›Wort in der Zeit‹ sowie dessen Nachfolgerin ›Literatur und Kritik‹ (ab 1966) heraus.
Neben seinen kulturpolitischen Aufgaben war Henz jedoch stets auch als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Werke, darunter Lyrik (u.a. »Unter Brüdern und Bäumen«; »Dennochbrüder«), Romane (u.a. »Die Nachzügler«; »Der Kartonismus«), Dramen (u.a. »Die große Entscheidung«), Hörspiele sowie ein Vers-Epos. Sein literarisches Werk befasste sich vorwiegend mit historischen und religiösen Themen.
Zwischen 1964 und 1985 trat Rudolf Henz siebenmal im Zuge von Veranstaltungen der Literaturgesellschaft auf.
Am 14. Februar 1979, las er aus seinem zu diesem Zeitpunkt neuen Roman »Wohin mit den Scherben?« und Gedichte aus seinem zwei Jahre zuvor publizierten Gedichtband »Kleine Apokalypse«.