Am Freitag Abend lud die Literaturgesellschaft gemeinsam mit der Internationalen Jean Améry-Gesellschaft zu einem Festakt in ihre Räumlichkeiten ein: Der ›Jean Améry-Preis für europäische Essayistik‹ 2025 wurde an den niederländischen Historiker, Sachbuchautor und Essayisten Geert Mak verliehen – erstmals von der neugegründeten Améry-Gesellschaft und gestiftet von der Kunstsektion des BMWKMS.

Eingeleitet wurde die Preisverleihung mit der Begrüßung durch den Präsidenten der Améry-Gesellschaft Robert Menasse, der die Gesellschaft kurz vorstellte und an die Aktualität von Person und Werk Amérys im heutigen Europa erinnerte, gefolgt von Antonia Rahofer, die im Namen von Bundesminister Babler und des BMWKMS den Preisträger beglückwünschte und die Wichtigkeit des Essays als Form kritischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen und als Beitrag zu einer lebendigen demokratischen Diskussionskultur hervorhob.
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Robert Menasse ©ÖGfL -
Antonia Rahofer ©ÖGfL
Da Karl-Markus Gauß an diesem Abend leider verhindert war, trug Robert Menasse stellvertretend die von Gauß verfasste Eröffnungsrede vor. Darin zeichnete Gauß Amérys Lebensweg skizzenhaft nach und unterstrich die Bedeutung von dessen Werk im Licht aktueller Debatten über Zionismus und neuer antisemitischer Bewegungen. Im Anschluss betrat der Schriftsteller und Historiker Philipp Blom das Rednerpult, um die Laudatio auf den Preisträger Geert Mak zu halten. Blom betonte Maks Gespür für die feinen Verstrickungen zwischen dem einzelnen Menschen und den großen wie kleinen gesellschaftlichen Prozessen, seinen Stellenwert als vielgehörte Stimme in den Niederlanden und die scharfsinnige Neugier, die Maks Auseinandersetzungen mit europäischen sowie amerikanischen Themen entscheidend prägt.

»Der brillante Stilist Geert Mak beweist: Die europäische Idee ist nicht abstrakt, sie braucht keine hochtrabenden Phrasen und man muss auch nichts schönreden – man kann Gewordenheit und Werden Europas sinnlich erzählen und einsichtig machen. Diese Leistung macht Geert Mak zu einem herausragenden Autor geschichtsgesättigter, zeitgenössischer Essayistik.« – aus der Begründung der Jury
Geert Mak selbst trat in seiner Dankesrede in einen geistigen Dialog mit Jean Améry und warf die Fragen auf, wie man angesichts der heutigen Weltlage in Amérys Fußstapfen treten und seine Worte am Leben halten könne. Mit Empathie und Feingefühl sprach Mak über die Gefahr des nostalgischen Nationalismus, warnte vor schnellen Vereinfachungen höchst komplexer Zusammenhänge und nannte Améry als den Wegweiser, der vonnöten sei, um sich nicht in dem ständigen Wandel der Welt und der Geschichte in der Unterscheidung von Gut und Böse zu verlieren.

Für musikalische Begleitung sorgte Simon Cremer auf der Jazz-Gitarre. Im Anschluss wurde gemeinsam auf den Preisträger angestoßen und Raum für vielfältige intellektuelle Debatten im Sinne der kritischen Essayistik sowohl Amérys als auch Maks eröffnet.
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 7. November 2025
Gemeinsam mit der Internationalen Jean Améry-Gesellschaft
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Geert Mak und Robert Menasse ©ÖGfL -
©ÖGfL -
Geert Mak ©ÖGfL