Daniela Strigl: »Zum Trotz«

Daniela Strigl, Manfred Müller: ©ÖGfL

»Zum Trotz. Erkundung einer zwiespältigen Eigenschaft« lautet der Titel des kürzlich bei Residenz erschienen Buches der Essayistin, Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin Daniela Strigl. Gestern Abend durften wir sie mit ebendiesem Buch in der Literaturgesellschaft begrüßen.

Wie Manfred Müller zu Beginn der Veranstaltung erklärt, lotet das Buch die verschiedenen Bedeutungen aus, die dieses Begriffsfeld Trotz in sich birgt. Von kindlichem Trotz, romantisch verklärtem Wilderertum oder allgegenwärtigem Querdenkertum bis hin zu Terrorismus und Amoklauf, versucht die Autorin nicht nur eine Definition für diesen Begriff zu finden, sondern schafft gleichzeitig eine Art Typologie der unterschiedlichen Wortbedeutungen und ihrer Ausprägungen. Gezeigt werden diese Typen anhand von Beispielen aus der Literatur, sowohl literarischen Figuren als auch ihren Autor*innen, aber auch bekannten Personen.

Den Anstoß das Buch zu schreiben, gab ursprünglich die Autorin Judith Schalansky sowie eine Voreslung am Literaturhaus in Graz. Wie Daniela Strigl im Gespräch mit Manfred Müller erzählt, hatte sie einen Begriff gesucht, der dem Querulanten nahe steht, jedoch auch positiv besetzt sein kann und kam so zum Trotz. Die Bandbreite des Themas zeigt auch die Vielzahl der Typen, auf die sie sich konzentriert. Von Rebell, Wilderer, Terrorist, bis hin zu Heroine, Desperado, Einzelkämpfer oder Trotzkopf, sind auch noch zahlreiche weitere zu finden. Die Grenze zwischen den Figuren ist dabei immer wieder fließend.

Einen weiteren Aspekt, den die Autorin aufzeigt, ist die unterschiedliche Wahrnehmung des Trotzes in Relation zu Frauen, was auch an zahlreichen Beispielen in der Literatur veranschaulicht werden kann. Denn der Trotz, der als Widerstand und Widersprechen wahrgenommen wird, entspricht in patriarchalen Systemen keinesfalls dem idealen Bild von Frauen. Dem gegenübergestellt gibt es jedoch auch die Figur der Heroine, die als Heldin gepriesen wird.

Begleitet wurde das Gespräch durch ausgewählte Lesestellen aus dem Buch.

Im Anschluss an die Präsentation konnten die Gäste den Abend noch mit Brötchen und Wein ausklingen lassen.

Moderation: Manfred Müller

Österreichische Gesellschaft für Literatur, 6.5.2025