Gestern Abend waren die Räumlichkeiten der Literaturgesellschaft bis auf den letzten Platz gefüllt, denn es wurde gemeinsam auf eine 15-jährige Ära angestoßen, die im Sommer ihr Ende fand: Nachdem sie von 2010 bis 2025 fast 100 österreichische Autor*innen als Residency für Schreibaufenthalte beherbergen durfte, musste die »Casa Litterarum« in Paliano nun leider geschlossen werden.
Im Rahmen der Feier wurde mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die vergangenen 15 Jahre zurückgeblickt, Abschied genommen und in Erinnerungen geschwelgt. Manfred Müller, Ursula Ebel, Nicole Kiefer und Ines Scholz führten anhand von diversen Fotos, Dokumenten, Gästebucheinträgen sowie Schnipsel aus E-Mails durch die Geschichte des abgelegenen Häuschens etwa 60km südöstlich von Rom. Dadurch ergab sich ein Kaleidoskop an kleineren und größeren Freuden, mehr oder weniger bewältigten Schwierigkeiten und allerlei sonstigen Kuriositäten. Die Bandbreite führte von der markanten Pinienallee, die den Ankommenden als Wegweiser diente, teilweise zweifelhaften Hinterlassenschaften der Vorgänger*innen, unzähligen Ikea-Besuchen und Duschunfällen bis zu malerischen Sonnenuntergängen, Skorpionen im Badezimmer und ewigen Rätseln um (nicht vorhandenes) Internet und (nicht funktionsfähige) Stehlampen. Kurzum: Für Überraschungen und heitere Anekdoten war gesorgt.
Neben den abenteuerlichen Herausforderungen der italienischen Einöde sollte natürlich der eigentliche Zweck der »Casa Litterarum« nicht in den Hintergrund rücken: das Schreiben. Daher gehörte der zweite Teil des Abends ganz den Stimmen der Autor*innen. Tatsächlich hatten sich im Vorfeld derart viele Texte über und aus Paliano angesammelt, dass wir zu erfinderischen Auswahlmethoden gezwungen waren: Die Namen der Lesenden wurden der Reihe nach zufällig aus einer Tombola gezogen. So ergab sich aus Romanauszügen, Gedichten, dramatischen Episoden und Tagebucheinträgen ein abwechslungsreiches Mosaik aus 15 Jahren literarischen Schaffens in Paliano.
Da leider nicht alle Stipendiat*innen lesen oder beim Fest dabei sein konnten, sind wir dabei, eine ausführliche Sammlung von Texten rund um Paliano anzufertigen, die in naher Zukunft auf unserer Website zu finden sein wird.
Es lasen: Ruth Aspöck, Clemens Berger, Katrin Bernhardt, Claudia Endrich, Katharina Ferner, Gábor Fónyad, Sabine Gruber, Lina Morawetz, Mathias Müller, Hermann Niklas, Hannah Oppolzer, Alexander Peer, Gabriele Petricek, Helene Proißl, Stefan Reiser, Angelika Reitzer, Caca Savić, Almut Tina Schmidt, Angelika Stallhofer, Daniel Zipfel
Abgerundet wurde der Abend schließlich durch ein Buffet aus italienischen Spezialitäten, einem speziell für diesen Anlass kreierten »Paliano Spritz« sowie italienischer Musik.
Moderation: Manfred Müller, Ursula Ebel, Nicole Kiefer, Ursula Ebel
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 7. Oktober 2025
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Gruppenfoto mit einigen Paliano-Stipendiat*innen © ÖGfL -
Ines Scholz, Manfred Müller, Nicole Kiefer, Ursula Ebel © ÖGfL -
Mathias Müller © ÖGfL -
Caca Savić © ÖGfL -
Gabriele Petricek © ÖGfL -
Angelika Reitzer © ÖGfL -
Daniel Zipfel © ÖGfL -
Pinienallee Paliano © Manfred Müller -
Casa Litterarum © Thomas Stangl -
Casa Litterarum © Gertrude Grossegger -
Casa Litterarum © Grzegorz Kielwaski