
Gestern Abend präsentierte Michael Stavarič bei uns in der Literaturgesellschaft seinen neuen Roman »Das Phantom« – ein, wie Moderatorin Daniela Strigl zu Beginn meinte, »eigenwilliges Projekt«, denn Michael Stavarič berichtet ohne Kapitel oder dergleichen für die Handlungsdauer von exakt 26 Minuten aus dem Inneren einer Thomas Bernhard Figur heraus. Diese befinde sich, so Michael Stavarič, auf dem Übergang zwischen Leben und Tod, vielleicht auch Leben und Traum, und versuche, mit sich selbst ins Reihe zu kommen – was aber »im Bernhard’schen Sinne nur kolossall misslingen kann«. Ob es sich dabei um ein nicht wahrgenommenes oder eingebildetes Leben handle, blieb schlussendlich offen, denn er trete, wie Michael Stavarič erzählte, die Deutungshoheit gerne an seine Leserinnen und Leser ab.
Bei der Buchpräsentation wechselten sich Lesepassagen mit Gesprächsteilen ab. Das Besondere an dem Buch ist aber, wie sowohl bei der Lesung als auch im Gespräch deutlich wurde, dass »Das Phantom« zwar als Hommage und Echo auf Thomas Bernhard verstanden werden kann, der Roman aber nicht versucht, diesen zu imitieren.
Moderation: Daniela Strigl
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 2. Mai 2023
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Michael Stavarič ©ÖGfL -
Michael Stavarič und Daniela Strigl ©ÖGfL -
Michael Stavarič und Daniela Strigl ©ÖGfL -
©ÖGfL