Wolfgang Bauer: »Gespenster« (Kiepenheuer und Witsch)
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 17. Mai 1974
Erster Teil
Zweiter Teil
Wolfgang Bauer (1941-2005) war ein Dramatiker, Erzähler und Enfant terrible der österreichischen Literaturszene.
Am 23. Mai 1978 hält sich ein Mann im Studio der ORF-Diskussionssendung »Club 2« einen Revolver an seine Schläfe. Ein verrückter Fußballfan sei genauso unberechenbar wie ein »wahnsinniger Dichter« erklärt er und zerbricht sogleich die Waffe. Eine Attrappe. Der Mann ist kein Unbekannter: Es ist der Dramatiker Wolfgang Bauer.
Nachdem sein Stück »Magic Afternoon« zuvor von vierzig Theaterbühnen abgelehnt wurde, feiert es am 12. September 1968 seine Uraufführung und Bauer seinen internationalen Durchbruch. Die Handlung ist schnell erklärt. Zwei Frauen und zwei Männer sind gelangweilt vom Leben. Auf der Suche nach Aufregung greifen sie zu Schallplatten, darauf folgen Drogen, auf Drogen Sexspiele und auf Sexspiele Gewalt – am Ende ein Totschlag.
Ein Skandal. Das Publikum jubelt. Das erzkonservative Österreich der 1960er bebt und wird aufgerüttelt: »1968 fand in Österreich im Theater statt.« (Marlene Streeruwitz) Im selben Jahr wird »Magic Afternoon« in das Theaterprogramm von Kiepenheuer & Witsch aufgenommen, 1969 erscheint es hier auch als Buch.
Ab Mitte der 1970er werden Bauers Stücke verschlossener, absurder und weniger schockierend. Die Kritik goutiert das nicht. Spätere Stücke, wie etwa »Magnetküsse« (1975), werden verrissen und das Fehlen von »Magic Wolfi« (Gerhard Fuchs) beanstandet.
Bauer steht sein Leben lang im Schatten seines Frühwerks, er wird zum »Frühverbrannten« (Marlene Streeruwitz). Am 26. August 2005 stirbt er an den Folgen eines Herzleidens.
In der Literaturgesellschaft trat er zwischen 1967 und 1988 achtmal auf. Am 17. Mai 1974 las er aus seinem Theaterstück »Gespenster«.