Gestern Abend stellte Carolina Schutti ihren soeben im Droschl Verlag erschienenen Roman »Der Himmel ist ein kleiner Kreis« in der Literaturgesellschaft vor.
»Eine junge Frau scheint die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben und ist in einer ›Anstalt‹, um ihre Wutausbrüche in den Griff zu bekommen. Eine zweite ist nach Sibirien aufgebrochen, um dort eine Raststätte zu betreiben.Auf den ersten Blick scheinen beide Frauen grundverschieden, jedoch schälen sich langsam Berührungspunkte heraus.« (Verlag)
»Carolina Schutti kann Sprache zum Flimmern und Flirren bringen.« (Anna Rottensteiner, Die Furche)
Carolina Schuttis Roman »Der Himmel ist ein kleiner Kreis« gliedert sich in zwei Erzählstränge, die eng miteinder veknüpft sind. Im ersten Strang wird von einer jungen Frau erzählt, die in einer >Anstalt< einsitzt, um ihre Wutausbrüche in den Griff zu bekommen. Man erfährt von ihrer ehemaligen Profession als Bootsbauerin. Ein Beruf, der im starken Kontrast zur Abgeschlossenheit und Eingeschlossenheit ihres jetztigen Zustandes steht. Ihre männliche Bezugsperson Mark wurde bereits aus der Anstalt entlassen, sodass ihr nur mehr die Erinnerungen und ein Gefühl der Einsamkeit bleiben. Im zweiten Erzählstrang wird von einer Frau namens Ina berichtet, die mit ihrer männlichen Bezugsperson Boris an einen extrem abgelegenen Ort in Sibirien reist, wo er sie jedoch bald danach alleine zurücklässt. Im Gegensatz zur >ersten< Protagonistin befindet sich Ina scheinbar in totaler Freiheit, doch auch hier wird sie mit den Gefühlen der Einsamkeit und Isolation, aber auch mit Hoffnung konfrontiert. Beide Frauen erscheinen zunächst sehr unterschiedlich und auch ihre Lebenswege scheinen deutlich zu kontrastieren. Jedoch geraten sie immer öfter in vergleichbare Situationen, bis gegen Ende des Romans ersichtlicher wird, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Eine Figur ist die Möglichkeit der anderen Freiheit zu erleben. Eine Besonderheit der Erzählung stellt das gleichberechtigte Nebeneinanderstehen der beiden Realitäten dar.
Carolina Schutti spricht mit Manfred Müller über den herausfordernden Schreibprozess, der eine mehrmalige Überarbeitung nötig machte, um die Geschichten aneinander anzupassen. Sie erklärt, dass das Gedicht, welches am Anfang des Romanes steht als »Schlüssel zum Verständnis des Romans« gelesen werden kann. Außerdem gibt sie Einblick in ihren Rechercheprozess und spricht über die Einflussnahme von diversen Fernsehdokumentationen auf ihren Roman.
Moderation: Manfred Müller
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 17. Februar 2021