Maja Badridse, aus Tbilissi/Georgien, verbrachte im September 2021 im Rahmen unserer Übersetzungsstipendien einen Studienaufenthalt in Wien. Sie ist Germanistin und Übersetzerin aus dem Deutschen (u.a. von Robert Musil, Hermann Broch und Christoph Ransmayr). 2018 erhielt sie den ›Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung‹.
Im Zuge ihres Wien-Aufenthalts stellten wir ihr einige Fragen:
Wann waren Sie zum ersten Mal in Wien und was war der Grund für den Aufenthalt?
Die erste Bekanntschaft mit Wien fand 2005 statt. Damals wurden anlässlich des Jubiläums von Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften« alle Übersetzer*innen des Textes aus der ganzen Welt eingeladen. Zu der genannten Zeit war meine Übersetzung noch nicht veröffentlicht, aber aufgrund des Vertrags mit dem Verlag wurde ich auch eingeladen
Was ist Ihnen von diesem Aufenthalt in Erinnerung geblieben?
Die Feierlichkeit und Ungezwungenheit der Atmosphäre, die Spuren der großen Namen, mit denen die Stadt lebt, das Treffen mit meinen Kolleg*innen aus der ganzen Welt und das Gefühl, mit allen die gleichen Interessen und ein ähnliches »Schicksal« zu teilen.
Was hat sie zur deutschsprachigen bzw. österreichischen Sprache und Literatur gebracht?
Als Germanistin gehörte und gehört die deutschsprachige Literatur zu meinem Interessenkreis. Was die österreichische Literatur betrifft, so begann unser langjähriges »Zusammenleben« mit dem Vorschlag meiner Verlegerin, »Der Mann ohne Eigenschaften« von R. Musil zu übersetzen, den ich als eine wichtige Herausforderung meines beruflichen Lebens empfand und dem die anderen großen österreichischen Autoren folgten.
Was war das erste von Ihnen aus dem Deutschen übersetzte Buch?
»Muzal« von dem deutschsprachigen georgischen Autor Giwi Margwelaschwili. Nach ihm begann meine österreichische Etappe, die bis heute andauert.
Welche Autorin / welcher Autor hat in letzter Zeit den größten Eindruck bei Ihnen hinterlassen?
Robert Musil mit »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« – die erstaunliche Kenntnis der menschlichen Seele und das Voraussehen der künftigen zerstörerischen Vorgänge, die Europa grundsätzlich verändert haben.