Austėja Merkevičiūtė aus Vilnius/Litauen war im Dezember 2019 auf Einladung der Literaturgesellschaft in Wien. Sie ist Übersetzerin aus dem Deutschen (u.a. von Sigmund Freud, Stefan Zweig und Elias Canetti), Persischen und Russischen.
Während ihres Aufenthaltes in Wien stellten wir ihr einige Fragen:
Wann waren Sie zum ersten Mal in Wien und was war der Grund / das Ziel Ihres ersten Aufenthalts?
Im Mai 2017. Damals arbeitete ich an der Übersetzung des zweiten Bandes der autobiographischen Trilogie von Elias Canetti »Die Fackel im Ohr«. Von der ÖGfL eingeladen, konnte ich mit dem Buch in der Hand viele Orte in Wien besuchen, die der Schriftsteller beschrieben hatte.
Was ist Ihnen von diesem Aufenthalt in Erinnerung geblieben?
Einheimische Krähen hinter dem Fenster frühmorgens, einheimischer Mond spätabends, dazwischen Arbeit und Spaziergänge in der vorweihnachtlichen Stadt, Weihnachtsmärkte, Buchhandlungen, Lesungen in der Literaturgesellschaft, Kerzen in den Kirchen, einsame Schneeflocke im Glühwein, ein Klarinettist oder eine Harfenspielerin an der Station… Und der Rucksack diesmal voll mit Büchern …
Was waren Ihre letzten großen Projekte?
»Das Rote Buch“ von Carl Gustav Jung, »Die Fackel im Ohr« von Elias Canetti, ein Sammelband vom persischen Dichter Ali Abdollahi, ein Sammelband vom persischen Dichter und Maler Sohrab Sepehri. Derzeit übersetze ich »Gesänge aus der Stadt des Todes« von Hermann Adler (das sind Gedichte aus dem Vilniusser Ghetto).
Welche Autorin / welcher Autor (nicht nur deutschsprachige Literatur) hat bei Ihnen in letzter Zeit den größten Eindruck hinterlassen?
Der persische Dichter Sohrab Sepehri. Und vor einigen Tagen habe ich in der Buchhandlung Erlkönig »Die Stimmen von Marrakesch« von Elias Canetti gekauft. Beeindruckende Beobachtungen und Geschichten. Das Buch möchte ich irgendwann auch übersetzen.