Am Dienstag Abend wurden in der Literaturgesellschaft zwei Neuerscheinungen des letzten Herbstprogrammes vorgestellt, die jeweils junge Ich-Erzählerinnen in den Fokus rücken und sich auf unterschiedliche Weise mit Selbstfindung, Selbstermächtigung, Akzeptanz und Toleranz beschäftigen.
Mario Wurmitzer las aus seinem zweiten Roman »Es könnte schlimmer sein« (luftschacht), in welchem ein multinationales Unternehmen alle Aspekte des Lebens seiner Mitarbeiter*innen auf totalitäre Weise beherrscht. In einem Standort, der Mülldeponie in Gerasdorf bei Wien, formiert sich jedoch Widerstand. In dem Gespräch erzählte Mario Wurmitzer u.a. von dem Emanzipationsprozess seiner Protagonistin Anna, der realen Macht riesiger Konzerne und warum das im Jahr 2037 angesiedelte Buch dennoch (leider) keine Dystopie darstellt.
Der zweite Teil des Abends war Matthias Gruber und seinem Debutroman »Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art« (Jung und Jung) gewidmet. Dieser handelt von der 14-jährigen, an einer seltenen Erbkrankheit leidenden Arielle, die nicht nur mit dieser, sondern auch mit schwierigen Familienverhältnissen und den Reaktionen ihrer Umgebung fertig werden muss. Die junge Protagonistin habe sich ihm, wie der Autor im Gespräch mit Nicole Kiefer erzählte, aufgedrängt, wenngleich ihn die Frage nach der Aneignung dieser Erzählperspektive während des gesamten Schreibprozesses begleitet habe. Ebenso sprach Matthias Gruber u.a. über das Verfahren des subtilen Erzählens und die Motivik des Wassers.
Moderation: Nicole Kiefer
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 30. Jänner 2024