Alfred Kolleritsch: »Die grüne Seite« (Residenz)
Alfred Paul Schmidt: »Als die Sprache noch stumm war« (Europaverlag)
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 31. Jänner 1975
Alfred Kolleritsch (geb. 1931) ist Schriftsteller, Herausgeber, pensionierter Gymnasiallehrer, Lehrbeauftragter an der Universität Graz und einer der bedeutendsten Förderer österreichischer AutorInnen der Gegenwartsliteratur.
Bereits seit Anfang der 1960er Jahre fördert er durch die Herausgabe der renommierten Literaturzeitschrift ›manuskripte‹ junge AutorInnen. Doch wie kam es zur Gründung dieser bedeutenden Zeitschrift? In einem Gespräch mit Thomas Trenkler berichtet Kolleritsch über ihre Anfänge und beginnende Schwierigkeiten, denn den Veröffentlichungen folgen nicht nur Anerkennung, sondern zwischenzeitlich auch Anfeindungen. So begleiten beispielsweise die Publikation von Oswald Wieners Roman »Die Verbesserung von Mitteleuropa« Anzeigen wegen Pornografie. Doch Kolleritsch lässt sich nicht beirren und publiziert weiter.
Das erste Heft sei eine spontane Idee am Abend vor der Eröffnung des ›Forum Stadtpark‹ gewesen und eine regelmäßige Herausgabe nicht in Sicht. Nachdem er jedoch Lesungen von Gerhard Rühm und H.C. Artmann hört, entscheidet er sich, ihre Texte in einem zweiten Heft abzudrucken. »Ich hab deren Texte gehört und bin aus allen Wolken gefallen. Mir ist diese neue Ästhetik der Wiener Gruppe so ungeheuer wichtig vorgekommen […]«
Vielen LiteratInnen wie u.a. Barbara Frischmuth, Michael Scharang, Peter Handke, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker ermöglichen die ›manuskripte‹ erstmals Texte zu publizieren.
Kolleritsch selbst veröffentlicht ebenfalls regelmäßig eigene Texte in der Zeitschrift, die Publikation seines ersten Buches »Die Pfirsichtöter. Seismographischer Roman« (Residenz) folgt jedoch erst zwölf Jahre nach ihrer Gründung, im Jahr 1972. Während er stets die Förderung anderer AutorInnen in den Vordergrund stellt, sollte neben seinem großen Lebenswerk nicht auf seine eigenen Prosa- (u.a. »Alleemann« (1989)) und Lyrikpublikationen (u.a. »Die Summe der Tage« (2001)) vergessen werden, die zum einen »autobiographische Züge tragen«, sich zum anderen jedoch »durch ein überaus sensibles Sprachsensorium aus[zeichnen], das die dargestellten Bewußtseinserfahrungen ohne Psychologisierung darzustellen vermag.«
Abgesehen davon ist er Mitbegründer der Künstlervereinigung ›Forum Stadtpark‹ sowie der ›GAV‹.
In der Literaturgesellschaft trat Alfred Kolleritsch bisher insgesamt siebenmal auf. Im Jänner 1975 präsentierte er seinen kurz zuvor erschienenen Roman »Die grüne Seite« (Residenz). 2001 wurde ebendieses Buch zu seinem 70. Geburtstag im Droschl Verlag neu aufgelegt.
Alfred Paul Schmidt (geb. 1941) ist Schriftsteller und Drehbuchautor.
Nach abgebrochenen Studien des Kontrabasses sowie der Soziologie und der Pädagogik beginnt er Anfang der 1970er Jahre seinen beruflichen Weg als Schriftsteller. Auch er veröffentlicht zunächst einige Texte in der Literaturzeitschrift ›manuskripte‹. Obwohl Schmidt bereits zahlreiche Romane (u.a. »Fünf Finger im Wind« (1978), »Der wüste Atem« (1984)), Kinderbücher, Hörspiele und Theaterstücke publiziert hat, erlangt er in der breiten Öffentlichkeit v.a. durch seine Drehbücher für Fernseh-Krimi-Serien wie u.a. ›Tatort‹, ›SOKO Kitzbühel‹ und ›Stockinger‹ Bekanntheit. Darüber hinaus verfasst er 2001 das Drehbuch zur Romanverfilmung von Heimito von Doderers »Die Wasserfälle von Slunj« sowie über zwei Jahrzehnte lang wöchentlich Aphorismen in der ›Kleinen Zeitung‹.
In der Literaturgesellschaft trat Alfred Paul Schmidt bisher insgesamt fünfmal auf. Zum zweiten Mal, als er im Jänner 1975 aus seinem zweiten Roman »Als die Sprache noch stumm war« (Europaverlag) las.