Gustav Ernst: »Einsame Klasse« (Autoren-Edition im Athenäum-Verlag),
Hans Trummer: »Versuch, sich am Eis zu wärmen« (Hoffmann und Campe)
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 29. Jänner 1980
Gustav Ernst (geb. 1944 in Wien), schreibt seit 1970 vor allem Prosa, Theaterstücke und Filmdrehbücher.
Bereits ab 1969 war er Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift ›Wespennest‹, Anfang der 1970er Jahre Mitglied der literarischen Gruppe ›Hundsblume‹, seit 1996 ist er gemeinsam mit Karin Fleischanderl Herausgeber der Zeitschrift ›kolik‹, seit 2005, ebenfalls zusammen mit Karin Fleischanderl, Gründer und Leiter der ›Leondinger Akademie für Literatur‹.
Er war einer der zentralen Vertreter des ›Neuen Realismus‹ der 1970er Jahre, zu dem er 1989 mit seinem großen Essay »Leben und Literatur« (in ›Wespennest‹ Nr. 74) nachträglich ein umfassendes theoretisches Fundament formulierte.
Als Drehbuchautor hat er einige ganz wichtige Filme mitverantwortet – Franz Novotnys »Exit. Nur keine Panik« ist vielleicht der berühmteste –, als Autor von Theaterstücken wurde und wird er oft gespielt und übersetzt – u.a. in den Niederlanden, wo er fast Kultstatus genießt.
»Einsame Klasse«, sein 1979 erschienener erster Roman, nimmt viele zentrale Themen seines Schreibens vorweg: den genauen Blick auf soziale Wirklichkeiten, die Rahmenbedingungen künstlerischer Arbeit und das Aufzeigen politischer und gesellschaftlicher Fehlentwicklungen – dies alles in einer, wie es in Wikipedia fast verschämt heißt, »bisweilen höchst drastischen Sprache«. Diese liefert, ausgehend von genauester Alltagswahrnehmung, die Grundlage der stilbildenden, meisterhaften Dialoge in Gustav Ernsts Texten.
In Veranstaltungen der Literaturgesellschaft trat Gustav Ernst seit 1973 13 Mal auf, dazu kommen zahlreiche Moderationen in unseren Reihen ›kolikslam‹ und ›kolik liest‹.
Hans Trummer (1947 – 2007) war Autor mehrerer Romane, Novellen, Hörspiele und Filmdrehbücher. Der gebürtige Steirer lebte ab 1990 über zehn Jahre lang in Westafrika, wo er zahlreiche Dokumentationen für verschiedene Fernsehanstalten drehte.
In einem Nachruf schrieb Gerhard Jaschke:
»Hans Trummer verstand es geradezu meisterlich, aus dem akribisch zusammengetragenem Material – wie bereits in seinen Reportagen, Features, Hör- und Fernsehspielen (»Proletenliebe«) – Wortfolgen herauszufiltern, die andere Autoren in seitenlangen Elaboraten gewiß nie zustandebringen.
Ein Satz wie »Ich wurde jeden Morgen mit Sicherheitsnadeln für den Existenzkampf präpariert.« liefert sogleich ein nicht so leicht zu vergessendes Bild einer ziemlichen Erdenschwere, Verhaftetsein ins Hier und Jetzt.
Nichtsdestotrotz ist da eine unbeschreibliche Leichtigkeit, Zartheit, Zärtlichkeit; Traumnotate geraten zu handfesten realen Gegenwelten, begehbaren Wegen in eine scheinbar lebbare Zukunft – und Düfte, wie der des frischgebackenen Brotes, nehmen viel Platz ein.«
In Veranstaltungen der Literaturgesellschaft trat er zweimal auf, erstmals 1972, sowie im Jänner 1980, als er aus seinem ersten bei ›Hoffmann und Campe‹ erschienen Roman »Versuch, sich am Eis zu wärmen« las.