Michael Scharang: »Der Lebemann« (List)
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 18. Oktober 1979
Michael Scharang (geb. 1941) ist Schriftsteller, Essayist, Drehbuch- und Hörspielautor.
Nachdem der Sohn einer Arbeiterfamilie mit einer Arbeit über Robert Musils Dramen promovierte, schob er die bloße Theorie beiseite und engagierte sich auch in der Praxis auf literarischer, aber auch gesellschaftspolitischer Ebene. So war er nicht nur Gründungsmitglied der ›Grazer Autorinnen Autorenversammlung‹ und Mitglied des ›Forum Stadtpark‹, sondern auch bis 1978 KPÖ-Mitglied.
Seine früheren Texte, wie etwa sein Debut »Verfahren eines Verfahrens« (1969) oder der Arbeiterroman »Charly Traktor« (1973), sind ganz klar einer marxistisch-materialistischen Ästhetik verschrieben. In ihnen sollte die Arbeitswelt und deren Auswirkungen auf den Menschen nicht nur abgebildet, sondern auch analysiert werden. Auch wenn sich Scharangs formale Parameter verschoben haben, so ist doch sein Blick weiterhin auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der ArbeiterInnen gerichtet.
Es verwundert daher nicht, dass er die Annahme des ›Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien‹ 2016 mit folgender Begründung ablehnte: »Von Kindheit an habe ich als ungerecht empfunden, dass körperliche Arbeit weniger geschätzt wird als geistige. Für mich ist eine gute Straßenbeleuchtung ebenso wertvoll wie ein guter literarischer Text.«
In der Literaturgesellschaft trat er seit 1967 bisher zehnmal auf.
Am 18. Oktober 1979 sprach er mit Wolfgang Kraus über das Schreiben von Drehbüchern und seinen neuen Roman »Der Lebemann«, aus dem er auch las.