Verzweiflung und Unsicherheit
Das Wetter hatte sich verschlechtert, bei starkem Regen erreichen die Temperaturen kaum mehr als 15 Grad.
Ende Mai macht sich Verzweiflung in Kafka breit. Während in den Briefen an die Eltern noch gescherzt wird, zeugen vor allem die Gesprächsblätter von seiner Unsicherheit. Der Umstand, dass Kafka mittlerweile künstlich ernährt werden muss, verstärkt seine Sorgen. Kafka fürchtet die Abhängigkeit von den Ärzten, denen er schon immer ein gewisses Misstrauen gegenüberbrachte. Über seinen Cousin notiert Kafka beispielsweise:
Wenn dieser Robert […] die Kleider mit ein paar Griffen abwarf, ins Wasser sprang und sich dort herumwälzte mit der Kraft eines schönen wilden Tieres, glänzend vom Wasser, mit strahlenden Augen und gleich weit fort war gegen den Wehr zu – das war herrlich. Und ein 1⁄2 Jahr später war er tot, tot- gequält von Ärzten. Eine geheimnisvolle Milzkrankheit, gegen die man hauptsächlich mit Milchinjektionen gearbeitet hat im Bewußtsein, daß es nichts hilft.
Gesprächsblätter
Ein Podcast in 53 Folgen der Österreichischen Franz Kranz Kafka-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, gefördert vom Land Niederösterreich.
Sprecher*innen:
Franz Kafka: Robert Stadlober
Dora Diamant: Julia Franz Richter
Erzähler: Nikolaus Kinsky
Studio: medienwerk.at