Felix Weltsch
Kafkas dritter Tag im Sanatorium Dr. Hoffmann in Kierling ist verregnet, zudem steigen die Temperaturen kaum über 10 Grad.
Einer der ersten Besucher Franz Kafkas in Kierling ist sein enger Freund Felix Weltsch, der bereits seit dem 17. April in Wien ist. Nicht nur hat er sich an der Suche nach einem geeigneten Sanatorium für die Zeit nach Kafkas Aufenthalt im AKH beteiligt, auch nutzt er seine Kontakte, um Kafka die bestmögliche medizinische Betreuung zu sichern.
Die beiden hatten sich bereits im Gymnasium kennengelernt. Schon 1911 betonte Kafka in seinem Tagebuch die besondere Nähe zu seinem Freund:
Ich fühlte mich frei, konnte jede Bewegung bis zu ihrem Ende ausführen, ich antwortete und hörte zu wie es sich gehörte, machte am meisten Lärm und sagte ich einmal eine Dummheit, so wurde sie nicht Hauptsache, sondern war gleich fortgeschwemmt. Ebenso war der Nachhauseweg mit Weltsch im Regen, trotz Pfützen, Wind und Kälte vergieng er uns so rasch, als wären wir gefahren. Uns beiden tat es leid, Abschied zu nehmen.
Franz Kafka: Tagebuch, 05.09.1911
Ein Podcast in 53 Folgen der Österreichischen Franz Kranz Kafka-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, gefördert vom Land Niederösterreich.
Sprecher*innen:
Franz Kafka: Robert Stadlober
Dora Diamant: Julia Franz Richter
Erzähler: Nikolaus Kinsky
Studio: medienwerk.at