Ankunft in Kierling
Es ist kühl und trocken, Tageshöchsttemperatur 13 Grad. Franz Kafka übersiedelt vom Wiener AKH in das kleine Sanatorium Dr. Hoffmann in Kierling bei Klosterneuburg, gerade 20 Kilometer von Wien entfernt.
Die Wahl dieses Hauses dürfte zufällig erfolgt sein. Die medizinische Ausstattung ist zwar mangelhaft, vor allem im Vergleich zur Wiener Spezialklinik. Trotzdem verspricht sich Kafka einiges von der ruhigeren Umgebung und der Möglichkeit, weiterhin von Wiener Ärzten behandelt werden zu können. Seinen Eltern gegenüber beschriebt er das Sanatorium äußert positiv:
Es kommt ja vor allem darauf an, jetzt wenigstens ein, zwei kleine Schrittchen vorwärts zu tun.
Franz Kafka an seine Eltern, Brief vom 21.04.1924
Die aus diesen Briefen ablesbare Aufbruchstimmung, die mit der Übersiedlung ins Sanatorium Dr. Hoffmann verknüpft ist, überzeugt vorerst nicht nur die Familienmitglieder, sondern auch einen engen Freund Kafkas, den Medizinstudenten Robert Klopstock, der daraufhin an Kafkas Schwester, Ottla Davidová, schreibt:
Ich bin unsagbar glücklich, dass [Kafka] den Frühling nicht weiter in dieser bedrückenden Atmosphäre des Krankenhauses verbringen muss, und dass er durch diesen winzigen Betrieb – das Krankenheim doch nicht so sehr zu fühlen bekommt. […] Er kann, wenn auch nicht ganz, wie ich es für notwendig hielt, unter der ununterbrochenen Aufsicht von [Doktor] Hajek bleiben […]. Denn die Behandlung vom Hajek halte ich für unerlässlich […].
Robert Klopstock an Ottla Davidová, Brief vom 19.04.1924
Ein Podcast in 53 Folgen der Österreichischen Franz Kranz Kafka-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, gefördert vom Land Niederösterreich.
Sprecher*innen:
Franz Kafka: Robert Stadlober
Dora Diamant: Julia Franz Richter
Erzähler: Nikolaus Kinsky
Studio: medienwerk.at