Nach einer langjährigen Pause fand am 16. März erstmals wieder eine literarische Jause in den Räumen der ÖGfL statt. Mit großer Freude durften wir die folgenden Gäste begrüßen: Kris Lauwerys, Übersetzer aus Belgien, der derzeit in Wien lebt, Nathaniel McBride, Übersetzer aus England, Regaip Minareci, Übersetzerin aus der Türkei und Rezipientin des ›Österreichischen Staatspreises für Übersetzung‹ 2022, Nobuo Ikeda aus Japan und Übersetzer zahlreicher Werke Thomas Bernhards ins Japanische, Penka Angelova aus Bulgarien und Leiterin der Österreich-Bibliothek in Veliko Tarnovo und Ruse sowie Präsidentin der ›Elias Canetti-Gesellschaft‹, Nadja Grössing, Claudia Zecher und Anja Malich von den IG Übersetzerinnen Übersetzern.
In gemütlicher Atmosphäre wurde die Veranstaltung nach Ankunft der Gäste mit einer kurzen Vorstellung der Runde durch Manfred Müller eröffnet. Neben vollen Kaffeetassen und dem traditionellen Gugelhupf war somit der ideale Platz für Gespräche und persönlichen Austausch geschaffen. Gäste und Mitarbeiter*innen der ÖGfL konnten sich gleichermaßen einbringen und die Möglichkeit einer etwas informelleren Zusammenkunft nutzen. In Anlehnung an die früheren Literaturjausen der ÖGfL, bot somit auch die diesjährige Literaturjause eine Gelegenheit für Vernetzung und Kuchen ganz im Wiener Stil.
Seit der Entstehung der Literaturgesellschaft bis in die frühen 90er Jahre waren die Literaturjausen eine gut gepflegte Tradition. Alle paar Monate kamen zu diesem Zweck unterschiedlichste Gäste des literarischen Feldes zusammen, darunter beispielsweise Jeannie Ebner, Barbara Frischmuth oder Milo Dor. Oft wurden zudem internationale Ehrengäste eingeladen, an den Jausen teilzunehmen. Die ursprüngliche Idee einer literarischen Jause hatte damals Wolfgang Kraus, dessen Ziel es durchaus gewesen war, ein gemütliches Ambiente für einen gemeinsamen Plausch in kleinem Kreise zu ermöglichen. Die Räumlichkeiten des klassischen Palais Wilczek eigneten sich dafür natürlich besonders gut, sodass für die Abrundung der Jause nur mehr zweierlei fehlte: Heißgetränke und Süßgebäck. So fanden sich die Gäste schlussendlich neben gedeckten Tischen mit Tee, Kaffee, Plundergebäck und später Gugelhupf inmitten eines literarischen Nachmittagskränzchens wieder.
Das Resultat vieler Jausen waren nicht nur neue Bekanntschaften, sondern auch symbolisches und ökonomisches Kapital. Ein Beispiel dafür ist etwa das Zusammentreffen von Günther Anders und Siegfried Unseld, welches die Publikation von Anders’ Werken im Suhrkamp Verlag als Konsequenz hatte. Die Einladung internationaler Gäste führte außerdem oft zu Gegeneinladungen ins Ausland und in die dort beheimateten literarischen Institutionen.
In diesem Sinne war die nach so langer Zeit wieder eingeführte Literaturjause am 16. März im Palais Wilczek nicht nur ein festlicher Auftakt zukünftiger Veranstaltungen, sondern auch die Rückkehr zu den Wurzeln der Literaturgesellschaft. Wir bedanken uns für den schönen Nachmittag und freuen uns auf weitere Literaturjausen!