Heute, am 14. Juli, jährt sich der Todestag des Autors, Übersetzers und ehemaligen ÖGfL-Mitarbeiters Herbert Zand (1923-1970) zum 52. Mal. Als 18-Jähriger eingerückt, erlitt er eine schwere Kriegsverletzung in Russland, an welcher er mit nur 47 Jahren am 14. Juli 1970 verstarb.
Sein erzählerisches Werk, das häufig dem Magischen Realismus zugerechnet wird, ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Krieg, Tod und Ausweglosigkeit; dabei nutzte er u.a. die Darstellung von Träumen und Extremsituationen, um die eng gesetzten Grenzen der Realität aufzubrechen. Heute als Schriftsteller in Vergessenheit geraten, wurden seine beiden Romane »Letzte Ausfahrt« (1953) und »Erben des Feuers« (1961) bei Erscheinen von der Kritik äußerst positiv aufgenommen. Wolfgang Bächler vom ›Süddeutschen Rundfunk‹ bescheinigte dem jungen Autor damals etwa gar, »die wohl stärkste neue Erzählerbegabung« zu sein, »die neben Herbert Eisenreich und Ilse Aichinger aus Österreich zu uns gekommen ist.« (Bächler, Wolfgang: Besprechung von »Letzte Ausfahrt«, Typoskript, ÖGfL-Archiv) Der Roman »Letzte Ausfahrt«, von der ›Frankfurter Neuen Presse‹ als »ein ungewöhnliches Erstlingswerk« (G.Blokesch: Herbert Zand: »Letzte Ausfahrt«, 30. Dezember 1953) bezeichnet, brachte es nicht nur auf die ›Weihnachts-Bestsellerliste des Jahres 1953‹ der ›Neuen Wiener Tageszeitung‹, sondern sogar zum ›Buch des Monats‹ in der Bundesrepublik Deutschland.
Neben den beiden schon erwähnten Romanen publizierte Zand in den 50er-Jahren einen Gedicht- sowie einen Essayband. Nach 1961 erschien nichts mehr von ihm, seine Manuskripte blieben in der Schublade liegen. Einige der unveröffentlichten Werke, die sich im umfangreichen Nachlass befanden, konnte sein Nachlassverwalter, bester Freund und ÖGfL-Leiter Wolfgang Kraus in seine ab 1971 im Europa Verlag herausgegebene sechsbändige Ausgabe der Werke Zands miteinbeziehen.
Ein Jahr später nahm die ÖGfL das Projekt der Stiftung von gleich zwei Gedenktafeln für Herbert Zand in Angriff.
In Knoppen bei Bad Aussee, wo Zand aufgewachsen war, brachte die ÖGfL im September 1972 eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus an. Die Enthüllung fand am gleichen Wochenende wie jene von zwei weiteren mit Unterstützung der ÖGfL errichteten literarischen Gedenktafeln im Salzkammergut statt: für Hugo von Hofmannsthal und Sigmund Freud in Obertressen, wo beide mehrmalige Sommeraufenthalte verbracht hatten.
Doch auch in Wien sollte das Andenken an Herbert Zand wachgehalten werden. Im Juni 1972 fragte der ÖGfL-Mitarbeiter Kurt Benesch bezüglich der Errichtung einer Gedenktafel am Haus Oppolzergasse 4, wo Zand von 1953 bis 1967 gewohnt hatte, an. Man einigte sich mit dem Hausbesitzer auf eine Stelle beim Hauseingang, wo schon in früheren Zeiten eine Tafel angebracht gewesen war,
»rechts vom Tor, nach den Säulen, nach dem Fenster, auf dem in groben Quadern verputzten Pilaster, von der Mitte eines Quaders bis zu der des nächsten.«
(Hella Bronold an Firma Aufhauser, 6. November 1972)
Wie erhofft, konnte die Tafel vor dem 14. November, dem Geburtstag Herbert Zands, errichtet und am 15. November 1972 im Rahmen einer kleinen Feier eingeweiht werden. Bei dieser sprach Wolfgang Kraus Worte der Erinnerung.
Über ein Jahrzehnt später, im Jahr 1986, sollte es jedoch zu Querelen hinsichtlich der Gedenktafel an der Adresse Oppolzergasse 4 kommen. Wie aus der Korrespondenz zwischen Wolfgang Kraus und dem Hausbesitzer hervorgeht, war die Gedenktafel nach einer Renovierung des Hauses nicht wieder angebracht worden. Der Hintergrund dessen war, dass man plante, das Erdgeschoss des Hauses umfangreich umzugestalten – ein Bauvorhaben, das sich über Jahre immer weiter verzögerte.
Während Wolfgang Kraus darauf drängte, die Tafel schnellstmöglich wieder montieren zu lassen, bestand der Hausbesitzer darauf, erst eine Beendigung aller Arbeiten abzuwarten. Kraus bemühte sich in dieser Angelegenheit auch um Unterstützung vonseiten des Kulturamts, jedoch ohne Erfolg. Erst im Jahr 1990 gelang es ihm, diesbezüglich etwas zu bewirken. Neben einem weiteren Schreiben an den Hausbesitzer und einem erneuten Ansuchen an das Kulturamt bat Kraus, der das ›Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien‹ erhalten hatte, in seinem Dankesschreiben an Bürgermeister Helmut Zilk auch diesen um Hilfe, mit folgender Begründung:
»Da ich hier in der Nähe wohne und wöchentlich mindestens dreimal durch die Oppolzergasse gehe, ärgere ich mich seit vielen Jahren dreimal wöchentlich über diese Unterlassung.«
(Wolfgang Kraus an Helmut Zilk, Brief vom 14 März 1990)
Zwar willigte der Hausbesitzer daraufhin ein, »die Gedenktafel an einer geeigneten Stelle einstweilen anzubringen« (F. Joh. Kwizda Gesellschaft an Wolfgang Kraus, Brief vom 27. April 1990), leider musste man jedoch feststellen, »daß aus uns nicht bekannter Ursache die Tafel zerbrochen ist.« (ebd.)
Es gelang, sich hinsichtlich der weiteren Vorgangsweise zu einigen, und im Jahr 1993 wurde schließlich nach Fertigstellung der Fassade eine neue Tafel – nun nicht mehr aus Marmor, sondern aus Stein – errichtet. Diese wurde wunschgemäß auch an einer neuen Stelle, nämlich an der Außenseite des Hauses, angebracht. Für Kraus hatten sich, wie seinem versöhnlichen Dankesbrief an den Hausbesitzer zu entnehmen ist, seine beharrlichen Bemühungen ausgezahlt:
»An der wiederangebrachten Gedenktafel für Herbert Zand gehe ich oft und mit Befriedigung vorbei. Die Pause war lang, aber nun hängt sie ja doch schon eine Weile an der Hausmauer.«
Wolfgang Kraus an F. Joh. Kwizda, Brief vom 6.Mai 1993)