Heute vor 65 Jahren ist Leo Perutz (1882-1957) in Bad Ischl verstorben.
Er war einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren der Zwischenkriegszeit, sein Werk umfasst Romane, Novellen, Erzählungen, Dramen sowie Reiseberichte. Seine literarischen Texte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
1882 in Prag geboren, wuchs Leo Perutz in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Nach dem Umzug nach Wien 1901 besuchte er vorerst ein Gymnasium in Wien, verließ die Schule jedoch vorzeitig und meldete sich freiwillig zum Militärdienst. Krankheitsbedingt wurde er davon bereits 1904 wieder entlassen und begann als Gasthörer Vorlesungen zur Differential- und Integralrechnung, Versicherungsmathematik und Volkswirtschaftslehre zu besuchen. Er begann, in seinem Brotberuf als Versicherungsmathematiker zu arbeiten, veröffentliche gleichzeitig aber bereits erste literarische Texte. Sein erster Roman »Die dritte Kugel« erschien 1915.
Während des 1. Weltkriegs im Militärdienst lebensgefährlich verletzt, widmete er sich nach seiner Genesung wieder seinen literarischen Texten und veröffentlichte – diesmal anonym – Zeitungsartikel sowie 1919 die Broschüre »Die Feldgerichte und das Volksgericht«, wo er sich kritisch gegenüber der Militärjustiz aussprach. Die Zwischenkriegszeit sollte der Höhepunkt seiner Karriere werden. Er veröffentliche 1923 den Roman »Der Meister des Jüngsten Tages« sowie fünf Jahre später seinen wohl erfolgreichsten Roman »Wohin rollst Du, Äpfelchen?«. Seinen Beruf als Versicherungsmathematiker hatte er inzwischen aufgegeben, um sich vollkommen seiner literarischen Tätigkeit zu widmen.
Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurde Leo Perutz‘ Literatur immer mehr vom Buchmarkt verdrängt und er selbst musste im Juli 1938 mit seiner Familie über Italien nach Palästina fliehen. In seiner neuen Heimat blieb der literarische Erfolg jedoch aus.
Nach Ende des 2. Weltkriegs nahm Perutz seine Verbindungen nach Europa zwar wieder auf, kehrte jedoch nicht gänzlich, sondern nur für längere Urlaube nach Österreich zurück. In Wien war er mit vielen literarischen Persönlichkeiten – wie u.a. Franz Werfel, Alfred Polgar und Richard Beer-Hofmann – befreundet.
Leo Perutz hinterließ ein umfangreiches literarisches Œvre. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Zwischen neun und neun« (1918), »Der Marques de Bolibar« (1920), »Wohin rollst Du, Äpfelchen?« und (1928) »Nachts unter der steinernen Brücke« (1953), um nur wenige zu nennen.
Bereits seit Anfang der 1960er Jahre wurden Gespräche über die Anbringung einer Gedenktafel zu Ehren von Leo Perutz geführt. So schrieb beispielsweise 1961 der österreichische Honorarkonsul in Tel Aviv an das damalige Bundesministerium für Unterricht mit der Bitte um Prüfung der Angelegenheit. Trotz der Bemühungen sollte es noch einige Jahrzehnte bis zur tatsächlichen Realisierung dieser Idee dauern. So wurde die von der ÖGfL für Leo Perutz gestiftete Gedenktafel schließlich erst im November 1997 anlässlich seines 115. Geburtstags in der Porzellangasse 37 im 9 Bezirk angebracht und feierlich enthüllt. Hier hatte er bis zu seiner Emigration im Juli 1938 gewohnt.
Teile seines Nachlasses, der sich seit 1986 im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek befindet, sind seit letztem Jahr online für die Öffentlichkeit zugänglich. Unter diesem Link kommen Sie zum digitalen Nachlass des Autors.
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Gedenktafel Leo Perutz: ©ÖGfL -
Wohnhaus Leo Perutz: ©ÖGfL -
Auschnitt Gedenktafelgrafik: ©Lukas Spreitzer