Anlässlich des 10. Todestages von dem österreichischen Schriftsteller Hermann Broch (1886 – 1951) beauftragte das Bundesministerium für Unterricht die Literaturgesellschaft in ihrem Gründungsjahr 1961, an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel für ihn anzubringen, was schließlich ein Jahr später – am 26. April 1962 – nicht ohne Probleme erfolgte.
Die ersten Schwierigkeiten bereitete die Festlegung des Geburts- bzw. langjährigen Wohnhauses von Broch. Weder Bibliothekrecherchen noch eine Anfrage beim Zentralmeldeamt gaben Auskunft über die gesuchte Adresse. Mithilfe von Franziska von Rothermann – der ersten Ehefrau Brochs, für die er vom Judentum zum Katholizismus konvertierte – war es möglich, das Haus auf dem Franz Josefs-Kai 37 im ersten Wiener Gemeindebezirk ausfindig zu machen.
Geplant war das Anbringen der Gedenktafel zu Brochs 75. Geburtstag im Herbst 1961, was allerdings – wie bereits erwähnt – erst im Frühjahr 1962 zustande kam. Laut einem Brief der zuständigen Hausverwaltung ebenfalls nicht ohne zusätzliche Schwierigkeiten:
»Bezugnehmend auf unsere Korrespondenz von Juli 1961 teilen wir Ihnen mit, dass gestern plötzlich ohne vorherige Verständigung Professionisten vor unserem Hause vorfuhren, um die Gedenktafel anzubringen. Weder wir noch die Polizei war vorher verständigt worden, die Aktion musste abgebrochen werden.«
(Academia Romana-Stiftung an die ÖGfL, Brief vom 11. April 1962, ÖGfL-Archiv)
Schließlich gelang es, am 26. April die Tafel an der Hausfassade zu enthüllen. Zwei Jahre später, zu Pfingsten, wurde ebenfalls eine zweite von der Literaturgesellschaft samt der Tiroler Landesregierung finanzierte Gedenktafel am Klotzhof in Mösern bei Seefeld angebracht, wo 1935 während eines zehnmonatigen Aufenthalts wesentliche Teile seines unvollendet gebliebenen »Bergromans« entstanden waren.
Hermann Broch war einer der wichtigsten österreichischen und europäischen Vertreter*innen der Moderne. Nach dem Anschluss 1938 gelang es ihm – u.a. dank der Unterstützung von James Joyce, Thomas Mann und Albert Einstein – nach Großbritannien und dann in die USA zu emigrieren, wo er bis zu seinem Tod 1951 lebte. Broch schrieb Romane, Erzählungen, Gedichte und politische Essays.
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Ausschnitt Gedenktafel am Geburtshaus Brochs: ©Lukas Spreitzer -
Gedenktafel Wien, Aufnahme 2021: ©ÖGfL -
Gedenktafel Wien, Aufnahme : ca. Anfang 1990er Jahre ©ÖGfL -
Gedenktafel Wien, Aufnahme : ca. Anfang 1990er Jahre ©ÖGfL -
Gedenktafel Wien, Aufnahme 2021: ©ÖGfL -
Gedenktafel in Mösern, Klotzhof, Aufnahme 2011: © Hansjörg Hofer -
Gedenktafel in Mösern, Klotzhof, Aufnahme 2011: © Hansjörg Hofer