Die in der Beatrixgasse 26 im 3. Bezirk angebrachte Tafel ist die bisher einzige Gedenktafel der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, die einer weiblichen Schriftstellerin gewidmet wurde. Ingeborg Bachmann (1926-1973) ist eine der einflussreichsten österreichischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Marmorplatte ist an dem Wohnhaus der Dichterin, in dem sie von 1946 bis 1948 wohnte, angebracht.
Die Tafel wurde am 4. April 1978 enthüllt und vor Ort mit einer Gedenkrede von Kurt Klinger, Dramatiker und damals stellvertretender Leiter der ÖGfL, begleitet. Die Montage der Tafel fünf Jahre nach Bachmanns Tod in Rom geschah aus dem Anlass der Veröffentlichung der vierbändigen Gesamtausgabe ihrer Werke. Da sich diese verzögerte, wurde auch die Anbringung der Tafel mehrmals verschoben, weil es an dem Tag der Enthüllung eine Lesung aus ihrem Nachlass geben sollte.
Im Archiv der Literaturgesellschaft finden sich Briefe, welche das Einverständnis zur Anbringung bei der Hausgemeinschaft einholen sowie Rücksprache mit den Erbberechtigten von Ingeborg Bachmann, ihrer Schwester Isolde Moser und ihrem Bruder Dr. Heinz W. Bachmann, halten:
»Liebe gnädige Frau,
(Wolfgang Kraus an Isolde Moser, Brief vom 1. August 1977, ÖGfL-Archiv)
wir würden gerne an einem der Wiener Wohnhäuser von Ingeborg Bachmann eine Gedenktafel anbringen. Nun habe ich hier zwei Adressen: Beatrixgasse 26, 21.10.1946-15.6.1949 und Gottfried Keller Gasse 13, 15.6.1949-8.10.1953. Ich frage mich, bei welchem Haus man anfangen sollte und möchte gerne Sie hier auch ein wenig zu Rate ziehen.
Es läge mir viel daran, in Wien eine optische Erinnerung an Ingeborg Bachmann zu setzen. Mit sehr herzlichen Grüssen
Ihr Dr. Wolfgang Kraus«
Ein weiterer Ort des Gedenkens ist der ihr zu Ehren benannte Platz im 22. Wiener Gemeindebezirk: den Ingeborg-Bachmann-Platz gibt es seit 2007.
Ingeborg Bachmann verbindet Vieles mit der ÖGfL, sie war oft als Gast der Literaturgesellschaft in Wien und lebte während ihrer Aufenthalte in der Gästewohnung der ÖGfL in der Pfeilgasse im 8. Bezirk. Die Verbundenheit lässt sich auch anhand der Briefe aus dem ÖGfL-Archiv erkennen. So schreibt Bachmann aus Rom an Wolfgang Kraus im Jahr 1970:
»Selbstverständlich interessiert mich Ihr alter Vorschlag und ich werde Sie bald bitten, mir der Arbeit wegen, ein bisschen Wienzeit zu geben, denn es wird immer wichtiger für mich werden – vielleicht kann ich dann sogar besser herausfinden, wie ich, mit einem Fuss, nach Wien zurückfinde. […]
(Ingeborg Bachmann an Wolfgang Kraus, Brief vom 15. Oktober 1970, ÖGfL-Archiv)
Ich bedanke mich sehr für Ihr Wohlwollen und Ihren guten Wunsch, mir zu helfen.
Ihre Ingeborg Bachmann«
Ingeborg Bachmann, bekannt für ihre seltenen Lesungen, trat zweimal in der Gesellschaft im Palais Palffy auf. Beim ersten Auftritt am 10. Mai 1965 wurden Tonaufnahmen der neuen Arbeiten angefertigt. Diese können hier (»Böhmen liegt am Meer«; »Ihre Worte«; »Freies Geleit«; »Exil«; »Geh, Gedanke« ) nachgehört werden. Die unten zu sehenden Bilder wurden bei ihrer zweiten Lesung im Mai 1971, zwei Jahre vor ihrem Tod, aufgenommen.