Zum heutigen Beginn der Schulferien starten wir unsere ›Gedenktafel-Reihe‹ mit jener Tafel, die am Akademischen Gymnasium in Wien angebracht ist.
Erinnert wird hier an die Schriftsteller Peter Altenberg, Richard Beer-Hofmann, Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, die alle Absolventen dieser Schule waren.
Als ältestes Gymnasium Wiens wurde das Akademische Gymnasium bereits 1553 gegründet und befindet sich nach mehrmaligem Umzug seit 1866 am Beethovenplatz 1, im 1. Wiener Gemeindebezirk.
Der Architekt Friedrich von Schmidt, der auch das Wiener Rathaus entworfen hatte, gestaltete das Gebäude in dem für ihn typischen neugotischen Stil.
Die Literaturgesellschaft nutzte die schönen Räumlichkeiten bereits für Veranstaltungen. Zuletzt fand beispielsweise im September 2020 im Festsaal des Gymnasiums die Präsentation von Radek Knapps Buch » Von Zeitlupensymphonien und Marzipantragödien. Notizen eines Möchtegern-Österreichers« (Amalthea) statt.
Zu den Autoren:
Peter Altenberg (1859-1919), eigentlich Richard Engländer, war Schriftsteller und ist v.a. durch seine exzentrische Lebensführung sowie als Kaffeehausliterat bekannt. Er veröffentlichte Prosatexte, Aphorismen, Betrachtungen, literarische Skizzen und Kabaretts. Zu seinen Werken gehören u.a. »Wie ich es sehe« (1896), »Märchen des Lebens« (1908) und »Vita ipsa« (1918).
Der Romancier, Dramatiker und Lyriker Richard Beer-Hofmann (1866-1945) wuchs in Brünn und Wien bei seiner Tante und seinem Onkel auf und promovierte 1890 im Jusstudium. Finanziell gut abgesichert, arbeitete er als freier Schriftsteller und veröffentlichte 1893 seinen ersten Band »Novellen«, dem Prosatexte (u.a. »Der Tod Georgs« (1900)), Dramen und Gedichte (u.a. »Schlaflied für Mirjam« (1897)) folgten. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland flüchtete er in die USA, wo er 1945 starb.
Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) war Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker, Librettist sowie Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschsprachigen Fin de Siècle und der Wiener Moderne. Bereits als Gymnasiast veröffentlichte er unter einem Pseudonym erste Gedichte und lyrische Dramen und beeindruckte so die Öffentlichkeit. Zu seinen bekanntesten Werken zählen u.a. »Der Tod des Tizian« (Drama, 1901), »Ein Brief« (Erzählung, 1902), »Jedermann« (Drama, 1911) und »Der Rosenkavalier« (Libretto, 1911).
Auch Arthur Schnitzler (1862-1931), einer der wohl bekanntesten und einflussreichsten österreichischen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, ging im Akademischen Gymnasium zur Schule. Als Arzt und Schriftsteller widmete er sich in seinen Werken den psychologischen und sozialen Abgründen der bürgerlichen Gesellschaft. Er veröffentlichte zahlreiche Dramen (u.a. »Reigen« (1903), »Der einsame Weg« (1903)), Romane (u.a. »Der Weg ins Freie« (1907)) sowie Erzählungen und Novellen (u.a. »Leutnant Gustl« (1900), »Fräulein Else« (1924)).
Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann und Arthur Schnitzler verband eine lange Freundschaft, sie sind zum Keis der Schriftstellergruppe des ›Jungen Wien‹ zu zählen.
Die Gedenktafel wurde am 24. Juni 1963 enthüllt. Die feierliche Rede hielt der Kulturhistoriker, Schriftsteller und Publizist Friedrich Heer (1916-1983).