Schon zum dritten Mal fand gestern Abend in der Literaturgesellschaft ein ganz besonderes, von Ilse Kilic kuratiertes Veranstaltungformat statt, bei dem immer ein spezielles, eher abstraktes Thema im Mittelpunkt steht – in diesem Fall die Endlichkeit. Besonders ist auch die Art der Annäherung, denn diese erfolgt nicht nur auf literarischem, sondern auch auf naturwissenschaftlichem Weg.
Den Beginn machte Benjamin Rizy, der nach einem Studium der Physik und der Verfahrenstechnik heute als Musiker, Fotograf und Autor tätig ist. Er hielt einen Vortrag über die Lebensdauer von Elementen und warf die innerhalb der Naturwissenschaften gar nicht so einfach zu klärende Frage auf, wann ein Atom eigentlich stirbt.
Danach rückten Ilse Kilic und Eva Schörkhuber in Lesungen aus ihren neuen Büchern die Endlichkeit ins Zentrum. Ilse Kilics Prosatext »Das Schlaue vom Himmel« (Ritter) versteht sich als »Versuchsunordnung« und fantastisches Spiel mit Fakt und Fiktion, das sich nicht nur durch ein Ensemble neuer, schon bekannter, fiktiver und der Realität entlehnter Figuren sowie durch die Verbindung unterschiedlichster Textsorten und Gattung auszeichnet, sondern auch durch »streunende Gedanken« und phänomentale Ideen wie etwa die »melancholischen Wolken«, die »Klebseria-Bakterien«, den »Sant Immerleinstag« oder das »beängstigende Nie mehr«.
Eva Schörkhuber denkt in ihrem Essay »Die Wunderbare Insel« (Edition Atelier) über den Tod nach – einerseits ist es ein sehr intimer und persönlicher Blick auf ihre eigenen Erfahrungen, andererseits werden diese auf vielschichtige Weise mit fremden Erfahrungen verwoben und in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt.
Moderation: Nicole Kiefer
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 4. April 2024