Der Kärtner Autor Josef Winkler erhält diesen Freitag den Österreichischen Franz Kafka-Preis, der nach 23-jähriger Pause im Jahr des 100. Todestages des Schriftstellers vergeben wird. Die Jurymitglieder des diesjährigen Preises, Gabriele Ecker (Abteilung Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich), Dana Pfeiferová (Germanistin an der Universität Pilsen), Manfred Müller (ÖFKG), Peter Rosei (Schriftsteller und ehemaliger Preisträger des Österreichischen Franz Kafka-Preises) Daniela Strigl (Literaturkritikerin) und Norbert Christian Wolf (Germanist an der Universität Wien) waren sich in der Jurysitzung rasch über die Wahl Josef Winklers als geeigneten Kandidaten einig und hielten in ihrer Stellungnahme fest:
Josef Winkler setzte sich bereits in seinem Roman »Der Ackermann aus Kärnten« (1980), in einigen Essays und in »Laß dich heimgegen, Vater, oder Den Tod ins Herz mir schreibe« (2018) intensiv mit Franz Kafka auseinander und benennt diesen als einen für sein Schaffen relevanten Schriftsteller. Winklers Werk steht für Literatur höchsten ästhetischen Anspruchs.
Jurybegründung
Josef Winkler wurde 1953 in Kamering bei Paternion geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Er besuchte die Abendhandelsakademie in Klagenfurt und arbeitete im Eduard-Kaiser-Verlag. 1979 wurde sein Buch »Menschenkind« mit dem Sonderpreis der Klagenfurter Jury beim Ingeborg Bachmann-Preis ausgezeichnet. Gemeinsam mit den folgenden Romanen »Der Ackermann aus Kärnten« (1980) und »Muttersprache« (1982) bildet »Menschenkind« die Trilogie mit dem Titel »Das wilde Kärnten«. Seit diesen Publikationen zählt Josef Winkler zu den bedeutendsten Autor*innen des deutschsprachigen Raumes, seit 1982 ist er ausschließlich literarisch tätig. Zu Winklers wichtigsten Werken zählen »Friedhof der bitteren Orangen« (1990), »Natura Morta« (2001) sowie »Lass dich heimgegen, Vater, oder Den Tod ins Herz mir schreibe« (2018). Sein gesamtes Werk ist bei Suhrkamp erschienen. Josef Winkler wurde bereits mit den renommiertesten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet, etwa mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur (2007) und dem Georg Büchner-Preis (2008).
Der Schriftsteller zeigte sich von der bevorstehenden Auszeichnung sowohl geehrt als auch gerührt und reflektierte die Rolle Kafkas für sein eigenes Schreiben, seine eigene Arbeit:
Von den Büchern, die ich mit mir in einer Ledertasche herumtrage – Leder ist Haut – , lese ich am liebsten die, die ich mühsam entziffern, Satz für Satz erobern muß, denn sobald mich die Sätze in einem Buch mitzutragen beginnen, ich ihre Leichtigkeit, ihre Lockerheit und Selbstzufriedenheit zu spüren, ja auch zu genießen beginne, lege ich das Buch weg. […] Den berühmten Satz von Franz Kafka an Milena Jesenská: ›Liebe ist, daß du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle‹, verwandelte ich in dieser Zeit zu meinem eigenen Schreiben: Die Sprache ist das Messer, in dem ich in mir wühle! Und: Sprache! Ich kann dich nicht besiegen! […]
Josef Winkler
Peter Handke und Franz Kafka
»Schreiben drängt zum gefährlich sein. Es muß gefährlich sein«, mit diesen Notizen paraphrasiert wohl auch Peter Handke die bekannten Sätze von Franz Kafka, die er ebenfalls an Milena Jesenská geschrieben hat, die ich hier nicht zur Gänze wiedergeben muß: »Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. … Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken …«.
Josef Winkler
Die Laudatio auf Josef Winkler wird der österreichische Autor Peter Rosei, der 1993 mit dem Österreichischen Franz Kafka-Preis ausgezeichnet wurde, halten. Die Preisverleihung findet in der Babenbergerhalle in Klosterneuburg am Freitag, 14. Juni, 18 Uhr 30 statt.
Eine Anmeldung ist noch per Mail oder Telefon möglich: info@franzkafka.at, 01 / 533 8159
Weiterführende Links:
https://www.suhrkamp.de/person/josef-winkler-p-5368
https://www.franzkafka.at/home/