
Am Donnerstag Abend präsentierte Mitherausgeberin Natalka Sniadanko den 295. Band der Zeitschrift ›die horen‹ (Wallstein) mit dem Titel »weil die Wunden Vögel werden. Landschaften der Ukraine« in der Literaturgesellschaft. Die beiden Autor*innen Bohdan Kolomijtschuk und Julia Stachiwska waren leider verhindert, der kürzlich verstorbene Schriftsteller, Übersetzer und Journalist Martin Pollack, welcher das Vorwort zu diesem Band verfasst hat, konnte ebenfalls nicht anwesend sein. Als Einstieg in den Abend erinnerten Antje Contius (S. Fischer-Stiftung) und Ludger Hagedorn (IWM) an ihn. Texte aus dieser Ausgabe wurden von Übersetzerin und Dolmetscherin Maria Weissenböck und Schauspieler Leon Lembert vorgetragen, moderiert wurde die Veranstaltung von Ursula Ebel.
Der Band umfasst 20 Texte ukrainischer Autor*innen jüngerer Generation, die unterschiedliche Perspektiven auf den russischen Angriffskrieg darstellen. Es sind Texte, die eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit Wahrheit und Geschichte thematisieren, sie handeln von Realität, Angst und Alltag. Die Texte dieser Anthologie sind durchaus divers und wurden von Soldaten, die an der Front kämpfen, aber auch von Opfern von Bombardements und Geflüchteten verfasst. Die Facetten des Genres sind ebenso umfassend und reichen von Theatertexten, Kurzprosa und Fotos über Gedichte bis hin zu lyrischer Auseinandersetzung mit dem Thema. Manche Autor*innen haben als ästhetischen Zugang einen realistisch-dokumentarischen Ansatz gewählt, andere haben sich in ihren Texten mit Sprache als solche auseinandergesetzt. So handeln die Beiträge beispielsweise von einem Bewohner eines Schützengrabens, aber auch über Auswirkungen von Fake News oder von dem Zwiespalt, in dem sich Intellektuelle in der Kriegssituation befinden.
Im Gespräch mit Ursula Ebel berichtete Natalka Sniadanko über die ursprüngliche Ideee, den Anlass und die intermediale Zusammenstellung des Bandes. Anschließend ging sie darauf ein, was eine neue Normalität des Alltags in der Kriegssituation bedeutet und wie Kunst heilvolle Perspektiven sowie Aspekte des Rückzugs bieten kann. Aus ihrem noch unveröffentlichten Roman »Frauen mit leichtem Gepäck«, den sie in zwei Sprachen gleichzeitig schreibt, las sie einen Auszug vor. Den Abschluss des Abends bildete die Lesung der Texte zweier weiterer ukrainischer Autor*innen (Maksym Krywzow und Wiktorija Amelina), die aufgrund des Krieges bereits ums Leben gekommen sind.
Lesung: Maria Weissenböck
Lesung (Text Bohdan Kolomijtschuk): Leon Lembert
Moderation: Ursula Ebel
Gemeinsam mit dem IWM, dem OeAD-Kooperationsbüro Lemberg und dem Ukraine Office Austria
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 20.02.2025