Gestern fand wieder eine neue Ausgabe der Reihe DA CAPO Literatur im Café Central statt. Zu Gast waren diesmal im Arkadenhof die beiden Autorinnen Christina Wessely und Valerie Fritsch, die jeweils einen Roman über die Mutterliebe, vor allem über die schwierige oder grausame Seite dieser Liebe, präsentierten.
Zuerst präsentierte Christina Wessely ihren neuen, bei Hanser erschienenen Roman »Liebesmühe«. Hier ist die Protagonistin eine Mutter mit postnataler Depression, die sich mit der Differenz zwischen der erwarteten erfüllenden Mutterliebe und der Realität auseinandersetzt. Im Gespräch mit Ursula Ebel, das von zwei Lesepassagen gerahmt wurde, erklärte Wessely ihr Verhältnis zu Literatur und Wissenschaft, thematisierte die historische Entwicklung des Mutterschaftsdiskurses und ging u. a. auch auf ihren Schreibprozess ein.
Danach stellte Valerie Fritsch ihren mittlerweile 4ten Roman vor: »Zitronen« (Suhrkamp) handelt von einem Sohn, der unter der Gewalt seines Vaters und vor allem seiner Mutter leidet. Für den Protagonisten August ist Zärtlichkeit unmittelbar mit Grausamkeit verbunden, denn seine Mutter hat das Münchhausen-Stellvertretersyndrom und vergiftet ihren Sohn. Mit Ebel sprach Fritsch u. a. über ihren jahrelangen Rechercheprozess, der in der direkten Auseinandersetzung mit Gewaltopfern sowie -tätern bestand und ihre sprachliche Wahrnehmung der Welt. Auch Fritsch las zwei Abschnitte aus ihrem Buch.
Den Schluss des Abends bildete ein Gespräch der beiden Autorinnen mit Ursula Ebel über familiäre Konstruktionen, die Verborgenheit häuslicher Gewalt und die Herausforderungen des autofiktionalen Schreibens.
Moderation: Ursula Ebel
Gemeinsam mit dem Café Central Wien
Café Central, 13. Mai 2024