Im Mittelpunkt des gestrigen Abends standen zwei Bücher, die auf unterschiedliche Weise von persönlichen Lektüren und literarischen Vorbildern, aber auch vom eigenen Schreiben handeln. Claudia Erdheim stellte ihren Essayband »So etwas schreibt man nicht!« (Kurven Edition Konturen) vor, während Janko Ferk aus seinem Band »Mein Leben. Meine Bücher« (Limbus Preziosen) las.
In drei Essays setzt Clauda Erdheim sich in »So etwas schreibt man nicht!« mit Absurdem, Komischem, Abstoßendem und Irritierendem in der Literatur auseinander. Dabei beschäftigt sie sich unter anderem mit dem Roman »Die Nacht zwischen Frau und Gitarre« von Clemens Setz und macht sich »Gedanken über die Komik«, welche sie essayistisch sowohl im Alltag als auch in literarischen Werken aufspürt. Sprachliche Vorbilder für ihre eigenen Prosatexte seien, wie auch im Gespräch über das Buch deutlich wurde, etwa der »Herr Karl« oder Elias‘ Canettis »Die Blendung«.
Insbesondere in dem Essay »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut« reflektiert Claudia Erdheim über ihr eigenes literarisches Schaffen. Ausgehend von der Frage, woher man als Autor*in seinen Stoff nehmen solle, wenn nicht aus der Realität, sprach die Autorin mit Nicole Kiefer über das Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion in ihren Texten, etwa in ihrem ersten Roman »Bist du wahnsinnig geworden« oder dem historischen Familienroman »Längst nicht mehr koscher«.
Den zweiten Teil des Abends bestritt Janko Ferk, der mit »Mein Leben. Meine Bücher« sein, wie er selbst schreibt, persönlichstes Buch verfasste. Die zehn Bücher, die er in seiner ›Erzählung‹ vorstellt, haben ihn in seinem Leben besonders geprägt; diese sind sehr unterschiedlich, denn neben u.a. Peter Handkes »Wunschloses Unglück« und Gedichten von Erich Fried finden sich auch Kapitel zur Bibel oder zum »Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch«.
Der für Janko Ferk wichtigste Autor ist jedoch ohne Zweifel Franz Kafka, dessen Roman »Der Prozeß« ihn nicht nur zum Schreiben brachte, sondern auch dazu motivierte, ein Studium der Rechtswissenschaften zu beginnen. Die große Bedeutung, die Kafka in seinem Leben einnimmt, wurde auch durch seine Auswahl der Lesepassagen sowie im Gespräch über das Buch deutlich. So erzählte der Autor, dass er trotz der langjährigen Lektüre immer wieder Neues in Kafkas Werken finde. Kafka zwinge seine Leser zum Wiederlesen, so ein Zitat von Albert Camus, dem Janko Ferk nur zustimmen kann.
Moderation: Nicole Kiefer
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 19. Oktober 2022