Gestern Abend standen bei uns in der Literaturgesellschaft die Buchpräsentationen der beiden Neuerscheinungen von Anna Herzig und Fabian Neidhardt auf dem Programm. Sowohl Anna Herzigs Roman »12 Grad unter Null« als auch Fabian Neidhardts Buch »Nur ein paar Nächte« sind im Haymon Verlag erschienen, beide setzen sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit dem Themenfeld Familie und Elternschaft auseinander.
Fabian Neidhardts »Nur ein paar Nächte« präsentiert unterschiedliche Lebensentwürfe und stellt die Frage in den Mittelpunkt, was ein gutes Leben ausmacht. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven von drei Generationen einer Familie, von dem alleinerziehenden Ben, seinen Eltern und seiner 12jährigen Tochter Mia. In Rückblenden lernen die Leser*innen auch deren Mutter Orna kennen, über die es schon zu Beginn des Romans heißt: »Zu allen Versionen der Zukunft mit einem Kind sagte sie nein«. Mit Orna, die Fabian Neidhardt nach der israelischen Soziologin Orna Donath benannt hat, welche 2015 die Studie »Regretting Motherhood« durchführte, hat der Autor eine untypische Frauenfigur erschaffen, mit dem Ziel, eine in unserer Gesellschaft noch immer tabuisierte Haltung aufzubrechen.
Anna Herzigs dystopischer Roman »12 Grad unter Null« spielt in dem fiktiven Land Sandburg und erzählt auf zwei Zeitebenen von den Schwestern Greta und Elise – einerseits von ihrer durch einen tyrannischen Vater geprägten Kindheit, andererseits von einem Gesetz, das im Jahr 2024 in Sandburg erlassen wird und alle Frauen des Landes de facto entmündigt. Im Roman verhandelt wird die Frage nach weiblicher Solidarisierung und danach, was es bedeutet, als Frau bzw. als Mutter Widerstand gegen die herrschenden patriarchalen Verhältnisse zu leisten.
Moderation: Nicole Kiefer
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 24.4. 2023