Am Mittwoch Abend fand der zweite Termin der Lesereihe ›In welcher Welt wollen wir 2040 leben?‹ statt, die die Österreichische Gesellschaft für Literatur gemeinsam mit dem Außenministerium und der Klima Biennale im KunstHausWien organisiert. Zu Gast waren Andreas Unterweger und Volha Hapeyeva, deren im Rahmen von ›Imagine Dignity‹ entstandenes Projekt »Was wir nicht über Vögel wissen« Natur und Sprache in den Mittelpunkt stellt. Ihre beiden poetischen Essays können als Plädoyer für einen empathischeren Umgang mit Tieren und Pflanzen gelesen werden.
Volha Hapeyeva, die nicht nur Schriftstellerin sondern auch promovierte Linguistin ist, beschäftigt sich in ihrem Text mit unterschiedlichsten, teils linguistischen, teils kulturwissenschaftlichen Facetten der Thematik, etwa dem Sterben kleinerer Sprachen, unterschiedlichen Bedeutungen von Pflanzen im viktorianischen Zeitalter oder den grammatischen Geschlechtern, die wir den Tieren in unterschiedlichen Sprachen zuweisen. Als zentral stellt sich dabei die egozentrische Art und Weise, in der wir als Menschen mit der Natur umgehen, heraus. Als ein – aus linguistischer Sicht – Hoffnungsschimmer erweist sich die noch recht junge Forschungsrichtung der Ökolinguistik, die sich u.a. mit den Herausforderungen der Klimakrise oder der Artenvielfalt auseinandersetzt und für mehr Sprachsensibilisierung eintritt. Volha Hapeyevas Essay könnte, wie im an die Lesung anschließenden Gespräch deutlich wurde, auch als eine Vorstellung der verschiedenen Forschungsschwerpunkte der Ökolingustik gelesen werden.
Den Ausgangspunkt von Andreas Unterwegers Essay stellt seine eigene Distanz zur Natur dar, die jedoch, wie er in seinen Recherchen festgestellt hat, eigentlich ein kollektives Phänomen ist. In unterschiedlichen Studien wird der Jugend von Vertretern noch »naturnaher« Generationen vorgeworfen, den Bezug zur Natur verloren zu haben, die Ergebnisse der Studien können allerdings, wie Andreas Unterweger anschaulich darstellt, auch anders interpretiert werden. Kulturoptimistisch gelesen, erweist sich der »andere« Zugang zur Natur der jüngeren Generationen als Ausdruck von mehr Respekt gegenüber Tieren und Pflanzen. Ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft sei, so Andreas Unterweger im Gespräch, notwendig, da es nur so in die richtige Richtung gehen könne.
Begrüßung: Sithara Pathirana (Organisatorin der Klima Biennale)
Moderation: Nicole Kiefer
Österreichische Gesellschaft für Literatur, 8. Mai 2024