In den 1960er Jahren fand Elfriede Jelinek in Otto Breicha, damals stellvertretender Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, einen frühen Wegbegleiter. Auf dessen Einladung war die Schriftstellerin am 13. Mai 1969 gemeinsam mit Gert F. Jonke zu Gast in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur. Anlässlich seines Todes schrieb Jelinek am 30. Dezember 2003 in der Tageszeitung ›Die Presse‹:
»Otto Breicha ist gestorben. Ohne ihn wäre ich vielleicht, möglicherweise, ich weiß es ja nicht, keine Schriftstellerin geworden. (…) Leben Sie wohl, Dr. Breicha, grad weil Sie nicht mehr leben. Daß man das sagen darf, haben immerhin Sie mir beigebracht! Ich habe immer gesagt: Sie sind an allem schuld. Und er hat immer gelacht, wenn ich das gesagt habe. Er hat gesagt, er ist gern schuld. Jetzt nimmt ihm das niemand mehr ab, jetzt ist er bald unter Erde begraben, aus dem Reich der Gestalten verschwunden, viele Jahre, nachdem er mich ins Reich des Gestaltens gestoßen hat.«
Zu Jelineks ersten Veröffentlichungen zählen Gedichte, die 1968 in der von Otto Breicha gemeinsam mit dem Schriftsteller Gerhard Fritsch herausgegebenen Literaturzeitschrift ›protokolle‹ erschienen sind. Zudem führte Breicha mit Jelinek Gespräche über ihre Texte und unterstütze sie mit diversen Gesuchen ans Bundesministerium, etwa als sie finanzielle Unterstützung für den Erwerb eines Magnetophons benötigte:
»Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat bei mir ihr Herz ausgeschüttet. Sie möchte unbedingt das Medium Literatur erweitern und neue Dimensionen dazugewinnen. Dazu braucht sie ein herumtragbares Qualitätsmagnetophon.« (Otto Breicha an Hans Brunmayr, 29. September 1969, ÖGfL-Archiv)
Breichas Stimme hatte im Bereich der Literaturförderung in den 1960er Jahren nicht zuletzt aufgrund seiner institutionellen Anbindung an die Österreichische Gesellschaft für Literatur Gewicht. Seine 1969 formulierte Einschätzung des schriftstellerischen Werks Jelineks, die 2004 den Literaturnobelpreis erhielt, erwies sich als zukunftsweisend: »Unter den literarischen Twens ist das 22 Jahre junge Fräulein Jelinek eine der grössten Begabungen.« (Otto Breicha an Hans Brunmayr, 29. September 1969, ÖGfL-Archiv)
Elfriede Jelinek: Schreiben müssen. (in memoriam Otto Breicha) Abrufbar unter: http://www.elfriedejelinek.com/fbreicha.htm